Hilfe für trauernde Kinder
Verlust: Eltern sollten die Kleinen nicht allzu sehr behüten. Experten raten, offen über den Tod zu reden.
Düsseldorf. Die geliebte Oma ist schwer krank, oder in der Familie eines Freundes gibt es einen Todesfall. Immer wieder werden auch Kinder mit dem Tod konfrontiert. Eltern und Angehörige sind oft hilflos und fragen sich, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Beim Tod eines Haustieres beispielsweise kommt häufig der Gedanke auf, möglichst schnell für Ersatz zu sorgen.
Aber ein neuer Hamster, eine neue Katze oder ein neuer Hund können niemals die Lücke füllen, die der verstorbene Artgenosse hinterlassen hat. Denn oft ist gerade die Beziehung zu einem Haustier sehr innig. Tiere sind Seelentröster und Begleiter in einsamen Stunden. Sie hören zu, wenn der Kummer groß und niemand da ist, um zu trösten.
Für manche Kinder ist der Tod ihres geliebten Tieres die erste Begegnung mit dem Sterben. Sie sind untröstlich, und Eltern fällt es schwer, dem Kummer einfach tatenlos zuzuschauen. "Lassen sie ihren Kindern dennoch Zeit, über den Verlust zu trauern", rät Earl Grollmann in seinem Ratgeber "Mit Kindern über den Tod sprechen".
Er empfiehlt Eltern auch, das verstorbene Tier möglichst im Beisein des Kindes zu begraben. "Denn das Begräbnis gibt Kindern die Möglichkeit, bewusst Abschied zu nehmen".
Sind die Tränen irgendwann getrocknet, kann man gemeinsam über einen neuen Hausgenossen nachdenken. Es sollte seinem Vorgänger möglichst nicht ähnlich sehen und auch einen neuen Namen tragen. Grollmann: "Wenn ein Haustier stirbt, wird Kindern die Endgültigkeit des Todes und der dazugehörige Schmerz bewusst. Man sollte ihnen nicht das Recht nehmen, Schmerz zu empfinden, ihn zu verarbeiten und schließlich zu überwinden".
Fragen nach dem Tod stellen Kinder auch häufig, wenn ein naher Verwandter krank ist und im Sterben liegt. Vor noch nicht allzu langer Zeit war man der Ansicht, Kinder mit diesem Thema möglichst nicht zu belasten. Mittlerweile ist man sich einig darüber, dass es wichtig ist, dass Sterben nicht zu tabuisieren und aus der Lebenswelt von Kindern auszuklammern. Allerdings sollte man auf den richtigen Augenblick warten. Und der ist dann gekommen, wenn das Kind selbst danach fragt. "Wenn ein Haustier stirbt, wenn die Oma eines anderen Kindes gestorben ist, oder wenn das Kind irgendwo irgendwas hört und davon erzählt, sollte der Tod zum Thema werden.
Auch, wenn man sich selbst vielleicht damit schwer tut", rät die Pädagogin Bettina Seibold betroffenen Eltern. Dabei sollte man solange möglichst offen und ehrlich antworten, wie Kinder weiterfragen. "Kinder brauchen einfaches, aufrichtiges Sprechen über den Tod. Geben Sie ruhig zu, dass sie nicht jede Frage beantworten können", empfiehlt auch Earl Grollmann. Die eigene Trauer sollte man dabei keinesfalls verbergen, "da Kinder sie sowieso spüren". Und auch um zu zeigen, dass Tränen, Kummer und Wut zum Trauern dazugehören und nicht schlimm sind.
Wenn Worte nicht weiterhelfen, tröstet vielleicht eine schützende Umarmung. "Teilen Sie ihren Kindern einen Todesfall in der Familie unverzüglich mit. Jede Verzögerung verstärkt nur die Gefahr, dass sie das traurige Ereignis von den falschen Leuten auf die falsche Weise erfahren", macht Earl Grollmann Eltern Mut zur Offenheit. "Je mehr Kinder ermutigt werden, den Schmerz mit anderen zu teilen, desto eher sind sie in der Lage, mit dem erlittenen Verlust fertig zu werden".