Schlechtes Zeugnis: Was tun?
Schule: Die Anforderungen werden immer höher. Viele Kinder scheitern, doch Eltern und Lehrer können helfen.
Wülfrath. Die Anforderungen und der Leistungsdruck an den Schulen werden immer höher. So ist es nicht verwunderlich, dass mehr und mehr Kinder versagen und am letzten Schultag ein schlechtes Zeugnis mit nach Hause bringen.
Doch was sollen Eltern tun, um ihrem verunsicherten Nachwuchs zu helfen. Zwei Experten - Michael Schober, Lehrer an der Förderschule der Bergischen Diakonie Aprath, und Wolfgang Jittler, Diplom-Psychologe und Leiter der Beratungsstelle für Kinder, Eltern und Jugendliche in Wülfrath und Heiligenhaus - beantworten Fragen und geben Tipps:
"In solchen Fällen ist die Kommunikation innerhalb der Familie gestört. Zudem zeigen die Eltern zu wenig Interesse an den schulischen Aktivitäten ihres Kindes", so Diplom-Psychologe Wolfgang Jittler. "Es gibt nicht umsonst Elternsprechstunden, wo sich die Eltern nach den Leistungen ihres Nachwuchses erkundigen können", fügt Lehrer Michael Schober hinzu.
Aber auch die Schule müsse aktiv sein und die Eltern im Zweifelsfall gezielt informieren. "Bei solchen Problemen hilft meist nur noch eine Mediation bei einem Experten", so Jittner.
"Jugendliche ab dem 12. Lebensjahr reagieren oft nicht auf die Hilfsangebote der Eltern. Sie spielen lieber bis spät in die Nacht Computer oder treffen sich mit Freunden. In solchen Fällen müssten die Eltern lernen, dass es notwendig sei, klare Forderungen zu stellen. Oft helfe es auch, an die Ehre zu appellieren, sprich, dass es beispielsweise um die Ehre der Familie gehe. "Jugendliche brauchen Klarheit und Orientierung durch die Erwachsenen", so Schober.
"Das allerwichtigste ist, dem Kind das Gefühl zu geben, dass es nicht alleine ist", erklärt der Diplom-Psychologe. Eltern dürften den Nachwuchs auch nicht emotional unter Druck setzen. "Man sollte sein Kind fragen, wie es ihm in der Schule geht, warum es Angst hat und warum es sich nicht wohl fühlt", so der Lehrer.
Zudem sollten sich Vater oder Mutter mit den Lehrern in Verbindung setzen, fragen wie ihr Kind dort aufgefangen wird. Außerdem sollten sie gezielt nach Förderkonzepten fragen. Manchmal sei auch ein Lehrerwechsel hilfreich.
"Mittlerweile haben immer mehr Eltern Angst, dass ihr Kind keinen Ausbildungsplatz oder eine Stelle bekommt und von Hartz IV leben muss. Sie geben den heutigen gesellschaftlichen Druck, direkt an ihre Kinder weiter", so Jittner. Dies sei zwar verständlich, aber meist eher contraproduktiv. Die Eltern müssten sich über diesen Mechanismus klar werden.
Danach sollte man sich zusammensetzen und dem Kind signalisieren, dass man ein Team sei, und dass die Familie es gemeinsam schaffen werde. Das Kind sei nicht allein. Besonders wichtig ist auch, dass man Optimismus zeigt.
"Die Erziehungsberechtigten sollten dafür sorgen, dass das Kind unter guten Bedingungen - sprich, dass es beispielsweise alle notwendigen Bücher dabei hat - am Unterricht teilnimmt", erläutert der Diplom-Psychologe. Hausaufgaben müssten nicht immer kontrolliert werden, aber zumindest müsse sichergestellt sein, dass sie gemacht wurden. Wichtig sei zudem, dass die Kinder in entspannter Atmosphäre ihre Aufgaben erledigen können.
"Eltern sollten sich das Förderprogramm in der Schule anschauen und in Anspruch nehmen", fügt Schober hinzu. Oft gebe es beispielsweise kostenlose Nachhilfe-Kurse, die von älteren Schülern angeboten würden. Man könne natürlich auch einen Nachhilfelehrer engagieren, aber man sollte die Angebote genau überprüfen. "Es gibt viele, die sich solche Stunden nicht leisten können. Deshalb muss sichergestellt sein, dass es gute kostenlose Angebote gibt", so Jittner.