Kleinkind beim Hochheben um die Brust greifen
Köln (dpa/tmn) - Eltern sollten ihr Kleinkind immer mit den Händen um die Brust fassen, wenn sie es hochheben. Ziehen sie es an den Händen, kann versehentlich das Ellbogengelenk gelockert werden.
Eltern sollten Kinder nicht wie beim Spiel "Engelchen flieg" durch die Luft schwingen, während sie sie an den Händen halten, rät Prof. Hans-Jürgen Nentwich vom Vorstand des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Bei Kleinkindern bis zum Alter von vier Jahren könne die Verbindung im Ellenbogengelenk zwischen Unterarm und Oberarm bei Belastung noch leicht gelöst werden. Auch wenn Eltern ihre Kinder bei Stürzen oder beim Überwinden hoher Stufen an einem Arm festhalten, könne sich der Ellenbogen lockern.
Beim Auseinanderziehen des Gelenks rutscht umliegendes Gewebe in den Gelenkspalt, das dann beim Loslassen durch das zurückgleitende Gelenk eingeklemmt wird. Das verursacht starke Schmerzen. Betroffene Kinder weinen meist und vermeiden, mit dem schmerzenden Arm zu greifen, ihn zu bewegen und können ihn kaum hochheben. In der Regel bildet sich um das Gelenk keine Schwellung. Um es zu schützen, nehmen betroffene Kinder eine Schonhaltung ein: Sie halten den gebeugten Unterarm leicht gegen den Bauch gedrückt. Die Handinnenfläche zeigt dabei auf den Körper. Der Arm erscheint wie gelähmt, Experten sprechen daher auch von einer Chassaignac-Lähmung.
In England heißt es auch „Nursemaid's ellbow“, Kindermädchen-Ellenbogen, weil Kindermädchen oft damit konfrontiert waren oder sind. „Bei jeder Art von Lähmungserscheinung sollten Eltern umgehend für eine genaue Abklärung sorgen, um eine Durchblutungsstörung oder auch Spätschäden auszuschließen“, empfiehlt Nentwich. Das gelockerte Ellbogengelenk könne der Kinder- und Jugendarzt wieder in die richtige Position bringen. „Unbehandelt besteht die Gefahr, dass die Beweglichkeit des Arms auf Dauer eingeschränkt bleibt.“
Das Kind ist innerhalb von Minuten schmerzfrei, nachdem das Gelenk wieder richtig liegt. Sind einige Stunden vergangen, bis die Chassaignac-Lähmung behandelt wurde, kann der Arzt eventuell eine Schlinge empfehlen, in die das Kind seinen Arm legt. Sind mehrere Tage vergangen, kann unter Umständen das Tragen eine Schiene sinnvoll sein.