Leiterin der „Glücks-Schule“: Kinder brauchen Beachtung

Aachen (dpa) - Handy, Computer, Klamotten - Kindern in Deutschland scheint es an nichts zu mangeln. Und doch sind viele nicht glücklich. Die Glücks-Lehrerin Maria Schiefer aus Aachen erklärt, was Kindern zum Glücklichsein fehlt.

Richtig glücklich sind Kinder in Deutschland nicht. Zu diesem Schluss kommt eine jüngst vorgestellte Unicef-Studie. Jeder siebte Jugendliche bewertet demnach seine Lebenssituation als mäßig. Was brauchen Kinder zum Glücklichsein? Beziehungen zu anderen Menschen und Beachtung, meint Maria Schiefer. An ihrer Gemeinschaftsgrundschule Aachen-Oberforstbach gibt es seit 2009 Glück als Förderunterricht.

Frau Schiefer, was macht glückliche Kinder aus?Schiefer: „Glückliche Kinder haben eine gute Beziehung zu anderen Kindern und zu den Erwachsenen ihres Umfelds. Sie fühlen sich in ihrer Umgebung wohl. Sie können verstehen, dass man Bedürfnisse und Ziele hat, die man verwirklichen will, aber dass das nicht immer geht. Wenn sie das verstanden haben, ist ein Grundbestand an Glück, an Zufriedenheit da. Glück kommt von Gelingen: Wenn ich es schaffe, mit anderen gut auszukommen, mich in der Gesellschaft zu bewegen, dann gelingt mir mein Leben.“

Wie bringen Sie das den Kindern bei?

Schiefer: „Wir bringen das nicht bei. Sie müssen das selber erfahren. Das geht bei Grundschulkindern stark über das Körperliche und das Tun. Die Kinder tanzen, sie bewegen sich im Raum, sie gestalten. Sie spüren das Miteinander. Das ist wichtig, um für sich selbst eine Position zu finden. Das ist Persönlichkeitsförderung - indem ich mir klar werde über mich und meine Position und reflektiere, wie gehe ich mit dem anderen um.“

Was fehlt unglücklichen Kindern?

Schiefer: „Ich glaube, diesen Kindern fehlen Beziehung und Beachtung. Häufig geht heute das Zwischenmenschliche sehr stark verloren. Die Eltern und Kinder kommen spät nach Hause. Man ist fertig, man ist gestresst. Sehr oft fällt dann hinten runter: Wie war es denn heute, was hast du denn erlebt, wie ist es dir ergangen? Kinder haben Handy, Computer, einen Fernseher - aber das Materielle macht nicht Glücklichsein oder Zufriedensein aus.“