„Noch viermal schlafen“: Zeitangaben anschaulich erklären
Berlin (dpa/tmn) - Kleine Kinder können weder die Uhr lesen noch zeitliche Angaben wie „morgen“ oder „in zwei Stunden“ richtig einordnen. Ein Gefühl für Zeit haben die Sprösslinge aber von Geburt an.
Eltern umschreiben zeitliche Begriffe deshalb am besten.
„Übermorgen fahren wir zu Oma“ - mit so einem Satz können kleine Kinder nur wenig anfangen. Denn die meisten von ihnen lernen erst zwischen dem sechsten und siebten Lebensjahr, die Uhr zu lesen und zeitliche Angaben richtig einzuordnen. „Aus dem unterschiedlichen Zeitgefühl von Kindern und Erwachsenen resultieren viele Konflikte“, sagt Ulrich Wehner von der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Eltern müssten daher lernen, in den Zeitvorstellungen der Kinder zu denken.
„Ein Zeitgefühl haben Kinder von Geburt an“, erklärt Wehner. Aber mit konkreten Zeitangaben wie „übermorgen“, „nächste Woche“ oder „in einer Stunde“ können sie nichts anfangen. Der Frühpädagoge rät deswegen, Kindern zeitliche Angaben anhand von routinierten Handlungen zu veranschaulichen. „Wenn ein Kind fragt "Wie lange dauert das?", können Eltern zum Beispiel antworten "Das dauert so lange, wie du mit deinem Fahrrad zum Kindergarten brauchst"“, schlägt Wehner vor. Wenn das Kind sehr häufig mit dem Fahrrad zum Kindergarten fährt, könne es sich die Dauer so leichter vorstellen.
Sich in die Welt der Kleinen hineinzudenken, ist laut Wehner wichtig, um Zeitangaben korrekt vermitteln zu können. Auch Angaben wie „noch viermal schlafen“ könnten Kinder leicht nachvollziehen.
Außerdem empfiehlt der Pädagoge, den Nachwuchs beim Spielen nicht abrupt zu unterbrechen. Da Kinder nicht wie Erwachsene an den nächsten Termin denken müssen, seien sie oft fixiert auf eine Sache, die im Hier und Jetzt passiert. Wenn ein Kind beispielsweise mit seiner Puppe spielt, rät Wehner dazu, die Puppe in den zeitlichen Ablauf einzubinden. Vorschläge wie „Die Puppe kommt mit zum Essen“ oder „Die Puppe muss jetzt schlafen“ ermöglichten einen sanften Übergang von einer Handlung zur nächsten.
„Kinder arbeiten mit den zeitlichen Schemata "vorher und nachher", "noch einmal" und "immer wieder", ohne es zu wissen“, erklärt Wehner. Mit dem fünften Lebensjahr lernten die meisten Kinder, Vergangenheit und Gegenwart auseinanderzuhalten. Anfangs brächten sie Begriffe wie „morgen“ und „gestern“ jedoch häufig durcheinander. Erst in der Grundschule lernen die meisten, die abstrakten Zeitangaben der Erwachsenen zu begreifen.