Mediation: Chance auf friedliche Trennung
Wehrheim (dpa) - Birgit Haubold hilft Paaren, sich friedlich zu trennen. Bei vielen Gesprächen klärt die Mediatorin gemeinsam mit ihren Klienten deren Interessen und Bedürfnisse. Meist geht es um Unterhalt, Haus und Kinder.
Am Ende steht eine Abschlussvereinbarung.
Warum sie ihm noch nicht einmal auf der Straße „Guten Tag“ und „Auf Wiedersehen“ sage, fährt der Mann seine Noch-Ehefrau an. Sie wolle ihn am liebsten gar nicht mehr sehen und wünsche deshalb auch kein Wiedersehen, entgegnet die 45-Jährige. Hier greift Mediatorin Birgit Haubold ein. „Schön, dass Sie beide hier sind, um die Mediation fortzusetzen“, sagt sie zu dem zerstrittenen Ehepaar, das in ihrem Büro im Taunus-Ort Wehrheim sitzt. „Möchten sie über ihren Umgang miteinander sprechen?“
Die beiden winken ab. Sie sitzen bereits zum fünften Mal bei der Mediatorin. Ihr Ziel: Sie wollen sich möglichst friedlich trennen. Dabei soll Haubold helfen. Sie ist Rechtsanwältin und arbeitet seit über zehn Jahren als Mediatorin, hauptsächlich in Familiensachen.
„Grundsätzlich kann man mit jeder Streitigkeit zu einem Mediator gehen“, erklärt sie. „Sinnvoll ist es vor allem, wenn die Menschen auch anschließend noch etwas miteinander zu tun haben, wie jetzt hier dieses Elternpaar.“ In der Regel dauert eine Mediation zwischen 3 und 18 Sitzungen à 90 Minuten. Wenn sich die Ex-Partner über alle wichtigen Punkte einig sind, setzt sie eine Abschlussvereinbarung auf, die bei einem Notar oder einem Gericht protokolliert werden kann.
Von einer solchen Vereinbarung scheint das Ehepaar, das nun in ihrem Büro sitzt, weit entfernt zu sein. Haubold hat sich ohnehin gewundert, dass die beiden noch einmal zu ihr kamen. In der letzten Sitzung vor zwei Monaten brach es aus dem Mann heraus, dass er sich doch eigentlich gar nicht trennen will. Der 47-Jährige hat eine Freundin und lebt nach dem Auszug seiner Frau und den beiden Kindern allein im gemeinsamen Haus. Er hätte am liebsten beides behalten: seine Familie und die Freundin. Doch da spielte seine Frau nicht mit. Sie ist fest entschlossen, sich scheiden zu lassen. Er scheint das nun akzeptiert zu haben.
„Eine Mediation wäre auch sonst nicht möglich“, erklärt Haubold. „Schließlich ist das hier keine Paartherapie, sondern es geht um den Ablauf der Trennung.“ Es ist nicht selten, dass Paare zu ihr kommen, bei denen einer noch an der Beziehung hängt. Sie empfiehlt dann den Besuch bei einem Therapeuten. Außerdem möchte sie, dass beide den gleichen Wissensstand haben. War einer schon beim Rechtsanwalt, schickt sie den anderen ebenfalls zur rechtlichen Beratung. Sie selbst ist neutral. Ihr Job ist es, sich in die Lage von beiden Menschen zu versetzen. Zu Dritt werden die Bedürfnisse und Interessen der Parteien geklärt, dann entwickelt das Paar Lösungsmöglichkeiten.
„Das Hauptthema ist meistens der Unterhalt. Wichtig sind natürlich auch die Kinder und das Haus“, erklärt Haubold. Auch im aktuellen Gespräch geht es um Geld. Der Mann will in dem Haus wohnen bleiben. Sie bietet an, ihm für 200 000 Euro ihre Haushälfte zu verkaufen. Er findet diesen Betrag in Ordnung und will sich bis zum nächsten Termin um die Finanzierung kümmern. Außerdem einigen sich die beiden über die Höhe des Unterhalts. Im Juni wollen sich die beiden wieder bei der Mediatorin treffen, bis dahin will sich die Frau einen Job gesucht haben.