Politik oder Kunst? Studienangebote für Senioren

Würzburg (dpa/tmn) - Sein Wissen erweitern und neuen Interessen nachgehen: Beides bewegt viele Ältere, zu studieren. Die Angebote reichen von Vorlesungen besuchen bis hin zu einem Vollstudium. Positiver Nebeneffekt: An der Uni kann man Kontakt zu Gleichaltrigen knüpfen.

Vorlesungen, Seminare und Prüfungen - ein Studium an einer Hochschule nutzen vor allem junge Männer und Frauen. Doch auch wer älter ist, kann studieren. Dabei muss es nicht immer gleich das Vollzeitstudium inmitten Zwanzigjähriger sein. Für ältere Menschen gibt es an zahlreichen Hochschulen spezielle Angebote.

„Derzeit studieren in Deutschland etwa 58 000 ältere Menschen an einer Hochschule“, sagt Jochen Schneider, Sprecher des Würzburger Akademischen Vereins der Senioren in Deutschland. Diese Zahl steige seit Jahren.

Die Gründe fürs Studium im Alter können verschieden sein. „Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten viele Menschen keine Möglichkeit zu studieren“, weiß Schneider. Manchmal fehlte die Zeit, manchmal das Geld - auch wenn es vom Intellekt hätte klappen können. „Hätte ich doch damals nur studiert!“, denken daher viele ältere Menschen, wenn sie auf ihr Leben zurückblicken.

„Andere studieren dagegen im Alter zum zweiten Mal“, berichtet Schneider. Sie wollten sich anderen Interessengebieten widmen oder ihr bestehendes Wissen erweitern. „Außerdem spielt der gesellige Aspekt eine wichtige Rolle.“

Ältere Studierende haben unterschiedliche Möglichkeiten zur Auswahl. „Etwa 5000 Menschen über 50 Jahren machen bei einem normalen Vollzeitstudium mit, das ansonsten vor allem Jüngere belegen“, sagt Schneider. „Dann gibt es - meist an größeren Universitäten - Seniorenstudiengänge.“ Das seien Studiengänge, die speziell auf Senioren zugeschnitten seien.

„Hinzu kommt die Möglichkeit der Gasthörerschaft, die derzeit rund 36 500 Menschen nutzen“, so Schneider. Als Gasthörer belegt man einzelne Kurse, bestimmt die Wochenstundenzahl selbst und ist nicht so stark in die Hochschule eingebunden wie bei anderen Studienformen.

An vielen Universitäten gibt es spezielle Anlaufstellen für ältere Studieninteressierte. Wie zum Beispiel an der Uni Hamburg. „Man kann an fast allen Angeboten teilnehmen und ist dann dort mit jüngeren Studenten zusammen“, erklärt Carolin Franke vom Kontaktstudium für ältere Erwachsene. „Außerdem bieten wir bestimmte Veranstaltungen für Senioren an, beispielsweise in Geschichte.“

Einen festen Stundenplan gibt es dabei nicht. „Jeder kann frei wählen, welche und wie viele Veranstaltungen er belegen möchte“, sagt Franke. Pro Semester koste dieses Angebot pro Person 110 Euro. Das Angebot und die Kosten können allerdings von Hochschule zu Hochschule variieren.

Worin sich die meisten Angebote ähneln, sind die Voraussetzungen. Handelt es sich nicht um ein reguläres Studium, sondern ein Angebot für Senioren, braucht man meist kein Abitur. So auch an der Hamburger Uni. „Es ist aber gut, wenn man zumindest grundlegende Computerkenntnisse hat, da die Lehre immer mehr computergestützt ist“, sagt Franke.

Meist kommen die älteren Studenten mit den inhaltlichen Anforderungen ihrer Kurse aber gut klar. „Viele Ältere lesen viel und gerne - oft sogar mehr als die jüngeren Studenten“, weiß Schneider aus Erfahrung. „Und da die meisten das studieren, was sie interessiert, sind die Motivation und damit auch der Erfolg beim Lernen häufig groß.“