Ran an den Schwarm: Mit Komplimenten und SchülerVZ
München (dpa/tmn) - Das mit den Gefühlen ist oft verzwickt. Eigentlich müsste der süße Typ aus der Parallelklasse doch längst gemerkt haben, dass man ihn toll findet. Aber eine Reaktion: Fehlanzeige.
Da heißt es, aktiv werden, um ihm ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Dazu ist zwar der ein oder andere geschickte Schachzug nötig, ist aber gar nicht so schwierig. „Am besten ist es immer, sich erstmal langsam vorzutasten“, sagt Jutta Stiehler vom Dr.- Sommer-Team der Jugend-Zeitschrift „Bravo“ in München. Da reicht es manchmal schon, den Blickkontakt mit dem Schwarm zu suchen und zu gucken, ob er reagiert. „Wenn es ein Mitschüler oder eine Mitschülerin ist, kann man über ein bestimmtes Fach, die Lehrer, Mitschüler oder ein Projekt sprechen“, rät sie. Das sei absolut unverfänglich. „Und man kann an der Reaktion schnell herausfinden, ob der andere Interesse hat.“
Auch kleine, aufmerksame Komplimente kommen oft ganz gut an. „Die sollten nicht zu direkt sein, aber wenn man sagt, 'Mensch, Deine Jacke ist ja cool' oder 'Hast Du eine neue Frisur, sieht gut aus', freut sich fast jeder“, so Stiehler. Auf jeden Fall sollte man nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.
Sind die eigenen Annäherungsversuche nicht auf Ablehnung gestoßen, heißt es mutiger werden. „Oft kennt man das Mädchen oder den Jungen ja aus der Schule, dem Sportverein oder sonst irgendeiner Gruppe, mit der man häufiger etwas unternimmt“, erzählt der Hamburger Jugendpsychologe Michael Thiel. Nach der gemeinsamen Unternehmung könne man das Mädchen dann nach Hause oder auch nur zum Bus begleiten.
„Auf jeden Fall sollte man sich dann irgendwann mal alleine mit dem anderen verabreden“, rät Thiel. Am besten macht man einen konkreten Vorschlag, wie ins Kino, schwimmen oder Eisessen gehen. „Gut ist auch, wenn man vorher noch ein bisschen mehr über den anderen weiß, dann hat man auch etwas zu erzählen und vor allem zu fragen“, rät Jutta Stiehler vom Dr.-Sommer-Team. Damit zeige man dem anderen sein Interesse.
Eine gute Möglichkeit, etwas über den oder die andere herauszufinden, sind die vielen sozialen Netzwerke. „Über diese Netzwerke kann man auch vorsichtig den Kontakt aufnehmen und gucken, ob der oder die andere reagiert“, sagt die Ludwigshafener Psychologin Christiane Papastefanou. Auch eine nette SMS sei eine gute Möglichkeit, um sich an den Schwarm heranzutasten.
„Wichtig ist auf jeden Fall, dass man sich vorher überlegt, was man so erzählen und fragen will, sonst kann das Treffen ganz schön schweigsam werden“, sagt Michael Thiel. Und mindestens genauso wichtig ist es, dass man sich bei dem Treffen wohlfühlt: „Das heißt für die Mädchen, bloß nicht zu viel Make-up auftragen - und auch nicht zu viel Parfüm, das gilt auch für Jungen.“
Super, um dem anderen näher zu kommen, sind vor allem Kino- und Schwimmbadbesuche. „Da kann man wie zufällig mal die Hand auf den Arm des anderen legen oder sich spielerisch unter Wasser ducken“, sagt Papastefanou. Aber auch da gilt: Nur das machen und zulassen, was einem wirklich gefällt.
„Man muss nicht beim ersten Mal gleich Händchen halten oder sich sogar küssen“, beruhigt Psychologe Thiel. Zwar heißt es oft, dass Jugendliche immer früher miteinander schlafen, aber eine Studie des Dr.-Sommer-Teams hat ergeben, dass die meisten beim ersten Mal 16 oder 17 Jahre alt sind. „Man muss ja auch erstmal gucken, ob der oder die andere tatsächlich so toll ist, wie man aus der Ferne dachte“, sagt Thiel.
Natürlich ist es nie schön, zurückgewiesen zu werden oder das Ende der Beziehung zu verkraften - und trotzdem ist es normal. „Bei den ersten kleinen Beziehungen muss man ja erstmal ein bisschen ausprobieren und herausfinden, was man will“, sagt Christiane Papastefanou. Da sei es auch natürlich, wenn so was nur ein paar Wochen hält, ergänzt Thiel.
Der Schmerz ist allerdings oft trotzdem groß. „Das muss man leider mutig ertragen und sich sagen 'Ich hab's immerhin versucht'“, sagt Michael Thiel. Manchmal aber hilft auch nur Heulen und Jammern. „Dann sucht man sich am besten eine gute Freundin oder einen guten Freund, der einen versteht und tröstet“, sagt Stiehler. Und irgendwann kann man dann die Blicke auch wieder jemand anderem zuwerfen.