Schwangere müssen keine Schonhaltung einnehmen

Berlin (dpa/tmn) - Die Schwangerschaft ist für Frauen eine besondere Zeit mit vielen Ängsten und Fragen. Schonhaltung ist aber trotzdem nicht angesagt. Experten raten zu gesunder Ernährung und viel Bewegung.

Schwangere Frauen brauchen sich nach Ansicht von Experten nicht zu sehr zu schonen. „Es kann zum Problem werden, wenn sich Schwangere zu wenig bewegen, den Sport aufgeben und sich in eine Schonhaltung begeben“, sagt Claudia Hellmers von der Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. „Das muss nicht passieren, man kann ganz normal weiterleben.“ Es komme darauf an, viel an die frische Luft zu gehen und sich bewusst zu ernähren.

Außer auf Bewegung sollten werdende Mütter vor allem auf eine ausgewogene Ernährung achten. Reichlich Obst und Gemüse muss auf dem Speiseplan stehen, ebenso fettarme Produkte und wenig Fleisch. Beim Zubereiten von Essen seien ungesättigte Fette wie Rapsöl ratsam.

Dass Schwangere für zwei essen dürften, sei nicht richtig. „Unser Motto lautet: 'Für zwei denken und nicht für zwei essen'“, sagt Hellmers, Deutschlands erste Professorin für Hebammenwissenschaft an der Fachhochschule Osnabrück. Nach Angaben des Verbraucherministeriums benötigen schwangere Frauen gerade einmal zehn Prozent mehr an Kalorien als sonst. Das könne ein Glas mehr Milch am Tag sein oder ein Käsebrot.

Vorsicht ist nach Hellmers Worten bei rohem Fleisch und Fisch geboten, aber auch bei Rohmilchprodukten wie Weichkäse. Infektionsgefahr droht etwa bei abgepackten Salaten. Auf die sollten schwangere Frauen ganz verzichten, weil sich die Erreger auf das Kind übertragen und es schädigen könnten. Die Finger lassen sollten Schwangere auch von den sogenannten Convenience-Produkten, also zum Beispiel Fertiggerichten. „Die haben häufig zu viele Kalorien und zu wenig Nährstoffe“, sagt Hellmers. Ausreichend Vitamine, Jod und Folsäure stehen ganz oben auf der Liste der wichtigen Nährstoffe.

Viel hängt vom Gewicht der Schwangeren ab. Bringt sie zu viel auf die Waage, erhöht sich das Risiko für das Kind, später eine Zuckererkrankung zu bekommen oder selbst fettleibig zu werden. Übergewichtige Frauen haben auch häufiger Komplikationen während der Schwangerschaft, bei der Geburt und im Wochenbett.

Kein Grund zur Sorge sind Schminke und Nagellack. Sie stellen keine Gefahr für das Kind dar. Anders sieht es beim Gang zum Frisör aus, chemische Produkte könnten sich auf den Nachwuchs übertragen. Fachfrau Hellmers blickt aber grundsätzlich positiv auf die jährlich rund 650 000 Frauen in Deutschland, die schwanger werden: „Eigentlich machen Schwangere ganz viel richtig, weil die Schwangerschaft eine Phase ist, in der viele Frauen sehr bewusst auf ihren Körper achten.“