Von Waldkita bis Reggio: Welcher Kindergarten passt

Dortmund (dpa/tmn) — Im Kindergarten werden entscheidende Weichen gestellt, heißt es. Manche Eltern haben die Auswahl zwischen verschiedenen Betreuungsformen. Ob Waldorf, Montessori oder konfessionelle Einrichtung: Das pädagogische Konzept ist nur ein Faktor von vielen.

Der Kindergarten ist oft der erste Ort, an dem Eltern ihre Kinder in fremde Hände geben. An Auswahl mangelt es ihnen nicht: Es gibt städtische und konfessionelle Kindergärten, Tageseltern und den Waldkindergarten, Montessori, Waldorf oder Reggio. Eltern, die für ihren Nachwuchs eine Tagesbetreuung suchen, haben die Qual der Wahl — theoretisch.

Die Praxis sieht häufig anders aus: „Viele Eltern müssen ihr Kind schlicht in die Einrichtung geben, in der sie einen Platz erhalten und die zu den eigenen Arbeitszeiten passt“, sagt Doris Feldmann vom Verband für Bildung und Erziehung.

Die Betreuungskonzepte lassen sich ohnehin nicht in „richtig“ oder „falsch“ einteilen. „Es hat jedoch keinen Sinn, sein Kind beispielsweise in einen Waldorf-Kindergarten zu geben, wenn die Eltern nicht von dem pädagogischen Konzept überzeugt sind“, erklärt Feldmann. Dieses basiert auf einer spirituellen Weltanschauung, definiert vom österreichischen Philosophen Rudolf Steiner.

Bei der Reggiopädagogik sollen Kinder sich individuell nach ihren Möglichkeiten entfalten können und wie Wissenschaftler die Welt entdecken. Die Erzieher bieten keine Lösungen für Probleme an, sondern hören lediglich zu und beantworten Fragen.

Bei der Entscheidung für eine der Betreuungsformen sollten sich Eltern aber nicht nur am Charakter ihres Kindes orientieren. Zwar könne es sinnvoll sein, ein schüchternes Kind in eine kleine Gruppe zu geben. „Dafür können jedoch theoretisch sowohl ein Montessori-Kindergarten als auch eine städtische Einrichtung oder aber Tageseltern infrage kommen“, sagt Feldmann.

Eltern helfe es oft mehr, wenn sie mit den Erziehern über Erwartungen und Wünsche sprechen und gemeinsam überlegen, in welcher Gruppe ihr Nachwuchs am besten aufgehoben ist. Ein temperamentvolles Kind passe am besten in eine kleine Gruppe mit eher ruhigen Kindern. „Hier könnte eine Tagesmutter die richtige Wahl sein, denn in den vergleichsweise kleinen Gruppen ist die Reizüberflutung eher gering“, erklärt Eveline Gerszonowicz vom Bundesverband für Kindertagespflege in Berlin.

Auch die Erziehungswissenschaftlerin Iris Nentwig-Gesemann empfiehlt, sich nicht nur am pädagogischen Konzept einer Einrichtung zu orientieren. „Als erstes sollten sich Eltern fragen: Was braucht mein Kind?“ Jedes Kind sei anders, habe seine besonderen Bedürfnisse und Potenziale, sagt Nentwig-Gesemann, die an der Alice Salomon Hochschule in Berlin den Studiengang Erziehung und Bildung im Kindesalter leitet.

Manche Eltern verfechten die Idee, dass der Kindergarten Sohn oder Tochter vor allem das bieten soll, was sie im Alltag nicht erleben. Das kann aber schiefgehen, warnt Doris Feldmann: „Wer selten mit seinem Kind in den Wald geht, sollte sich nicht unbedingt für einen Natur- und Waldkindergarten entscheiden.“ Zu groß sei die Gefahr, dass sich das Kind dort fremd fühlt.

„Eigentlich immer, aber insbesondere bei Kleinkindern sollten sich die Eltern über die Ausbildung der Fachkräfte informieren“, rät Nentwig-Gesemann. Die Betreuer müssen eine fach- oder hochschulische Ausbildung haben und idealerweise darüber hinaus eine Zusatzqualifikation für die Arbeit mit Säuglingen und Kleinstkindern.

Laut Nentwig-Gesemann sind kleine Gruppen besonders bei sehr jungen Kindern optimal für die Entwicklung. Ideal sei der sogenannte Betreuungsschlüssel, wenn maximal sechs Kinder auf eine Fachkraft kommen. „Noch idealer wären natürlich nur drei bis vier Kinder.“