Von Yoga bis Fantasiereise: Entspannung für Kinder

Bremen (dpa/tmn) - Den Kopf freibekommen und entspannen: Der vollgepackte Alltag macht das schon bei Kindern nötig. Eltern sollten dabei herausfinden, welche Methode für den Nachwuchs am besten geeignet ist.

Angebote gibt es von Kinderyoga bis Fantasiereisen genug.

Am Vormittag Mathe, Deutsch und Sachkunde, am Nachmittag Hausaufgaben, Musikstunden und Sportunterricht: Bei zahlreichen Kindern ist der Alltag straff organisiert, viel Zeit zum Luftholen bleibt da nicht. Kein Wunder, dass auch Kinder unter Stress leiden - und Entspannung brauchen.

„Es gibt Kinder, die sich naturgemäß selbst entspannen können“, erklärt die Autorin und Professorin Ulrike Petermann von der Universität Bremen. Sie haben sich schon als Säuglinge selbst beruhigen können und brauchen auch später keine Techniken und Hilfestellungen zum Entspannen. Das gelingt aber nicht allen Kindern, wie Prof. Arnold Lohaus von der Universität Bielefeld berichtet. „Es gibt viele Kinder, die schon früh erste Stresssymptome zeigen“, sagt der Entwicklungspsychologe. Sie klagen zum Beispiel über Bauch- oder Kopfweh und Schlafprobleme.

Petermann unterscheidet zwei Gruppen von Kindern, für die Entspannungstechniken sinnvoll sein können: „Es gibt Mädchen und Jungen, die sensibler auf Stresssituationen reagieren als andere“, sagt sie. Diese Kinder seien zum Beispiel unruhiger, ängstlicher, angespannter und häufig impulsiver. Außerdem könnten Entspannungstechniken denjenigen Kindern helfen, die eine psychische Störung haben, also emotionale oder Verhaltensstörungen wie aggressives Verhalten, Angststörungen oder ADHS.

Welche Art der Entspannung dem jeweiligen Kind hilft, müssen Eltern herausfinden. „Häufig können schon scheinbar einfache Dinge helfen“, sagt Lohaus. „Einigen tun Sport und Bewegung gut, andere hören gerne Musik oder lassen sich eine Geschichte vorlesen.“ Schön könne auch sein, mit dem Kind auf dem Sofa zu liegen, zu kuscheln, die Augen zu schließen und das Kind zu streicheln oder leicht zu massieren. „Da sind Kinder oft sehr unproblematisch. Eltern müssen aber beobachten, was ihrem Kind hilft.“

Eine andere Möglichkeit sei ein auf Kinder zugeschnittenes Autogenes Training, sogenannte Fantasiereisen. „Dazu gehören zum Beispiel die Kapitän-Nemo-Reisen“, sagt Prof. Lohaus. Diese Geschichten wurden von Ulrike Petermann entwickelt. „Solche imaginativen Verfahren sind für Kinder bestens geeignet, weil sie sich Dinge vorstellen und mit Elementen autogenen Trainings verbinden können“, sagt die Diplom-Psychologin.

Eine andere Entspannungstechnik für Kinder zwischen etwa vier und acht Jahren seien die Schildkröten-Fantasien. „Das ist ein eher sensorischer Zugang, da Kinder sich im Spiel im Kindergarten oder der Klasse wie Schildkröten verhalten: Sie sollen sich so langsam und so leise wie möglich im Raum bewegen“, sagt Petermann. Allein die ruhige motorische Bewegung helfe beim Entspannen.

Darüber hinaus gibt es zum Beispiel Kinderyoga. „Für alle Altersgruppen geht es beim Yoga um Haltung, Atmung und Konzentration, um Anspannung, Entspannung und Dehnung“, erklärt Thomas Bannenberg, Leiter der Kinderyoga-Akademie in Heidelberg. Die Vermittlung geschehe jedoch bei Kindern spielerisch, manchmal in Form von Geschichten oder Bildern. Kinder hätten meist einen fantasievoll-kreativen Umgang mit den Asanas wie „Löwe“, „Baum“ und „Berg“ - den Haltungen im Hatha-Yoga-, die allein schon durch die Namen zur Nachahmung herausforderten.

Service:

- Eine Liste mit Kinderyogalehrenden gibt es zum Beispiel auf der Informations-Plattform www.kinderyoga.de. Dort gibt es auch weitere Informationen und Buchlisten zum Thema.

- Ulrike Petermann: Entspannungstechniken für Kinder und Jugendliche. Ein Praxislehrbuch, Beltz Verlag, ISBN-13: 978-3407229205, 12,95 Euro

- Ulrike Petermann: Die Kapitän-Nemo-Geschichten: Geschichten gegen Angst und Stress, Verlag Herder, ISBN-13: 978-3451046483, 7,95 Euro