Zur Sprachförderung ist nicht nur Blickkontakt wichtig
Potsdam/Hannover (dpa/tmn) - Kinder nutzen viele verschiedene Reize, um sprechen zu lernen. Der direkte Blickkontakt zu Mutter, Vater oder anderen Bezugspersonen ist dabei eine wichtige Komponente - aber nicht die einzige.
„Der Dialog zwischen Säugling und Erwachsenen läuft multimodal ab“, erklärt Ulrike Lüdtke, Professorin für Sprachpädagogik und -therapie an der Leibniz-Universität Hannover. Multimodal bedeutet: Das Kind lernt sprechen nicht nur dadurch, dass es Laute von den Lippen ablesen kann. Genauso wichtig sind Mimik, der Geruch, der Hautkontakt. „All das ist förderlich für die Sprachentwicklung.“
Wie eng Kind und eine Bezugsperson miteinander körperlich verbunden sind, ist kulturell verschieden. In einigen Regionen der Welt sei es üblich, das Kind über lange Zeit mit dem Rücken zu den Eltern zu tragen, in anderen ist es verbreitet, direkten Blickkontakt zwischen Baby und Erwachsenen herzustellen. Dass die eine oder andere Methode sprachfördernd beziehungsweise -hemmend ist, sei wissenschaftlich nicht belegt. „Es lässt sich keine kausale Beziehung herstellen“, erläutert Barbara Höhle, Professorin für Psycholinguistik an der Universität Potsdam.
Eltern können die Sprachentwicklung ihrer Kinder fördern, indem sie präsent sind, viel Körperkontakt pflegen und auf Äußerungen wie Lachen, Weinen und Schreien reagieren. So merke der Säugling: „Ich kann Bedeutung mitteilen, und es reagiert jemand darauf“, erklärt Lüdtke. Einen positiven Einfluss hat es laut Höhle auch, wenn Eltern ihr Kind während des Sprechens ansehen, mit einer leicht übertriebenen Satzmelodie sprechen und das Gesagte durch Gesten unterstreichen.