Banken wegen Dispozinsen abgemahnt
Berlin (dpa) - Die Verbraucherzentralen haben zehn Banken wegen Abzocke bei Dispozinsen abgemahnt. Die Zinspolitik der Banken sei unverschämt, teilte der Vorstand des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Gerd Billen, am Dienstag (15.2.) mit.
Die meisten Klauseln zur Festlegung neuer Zinssätze vor Ablauf eines Vertrags, die sogenannte Zinsanpassung, seien für Verbraucher unverständlich. Sie verstießen zum Teil gegen rechtliche Vorgaben, nach denen Verbraucher bei Zinsänderungen nicht benachteiligt werden dürfen - und zwar dann, wenn das Geldinstitut über den Umfang entscheiden könne, obwohl es einen Referenzzins gebe.
Seit Juni 2010 müssen die Banken den Dispozins an einen Referenzwert koppeln, wenn sie Zinsen ändern wollen, ohne ihre Kunden zu benachrichtigen. Der Referenzwert ist häufig der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) oder der Durchschnittszinssatz, zu dem sich europäische Banken untereinander Geld für drei Monate ausleihen (Drei-Monats-Euribor). Während der Euribor zuletzt gestiegen ist, liegt der Leitzins der EZB seit Mai 2009 beim historischen Tiefststand von 1,0 Prozent.
Die Stiftung Warentest hält die Zinsen für das Überziehen des Girokontos nach wie vor für zu hoch. Im Durchschnitt zahlten Kunden mehr als 11 Prozent, berichtete die Zeitschrift „Finanztest“ am Dienstag (15. Februar). Dies sei das gleiche Niveau wie vor einem Jahr. Seit Sommer 2010 hätten zwar 26 von 104 untersuchten Kreditinstitute ihre Dispozinsen gesenkt, die meisten davon allerdings weniger als einen Prozentpunkt. 13 andere Banken hätten die Überziehungszinsen in diesem Zeitraum angehoben.
Verbraucher sollten Dispokredite deshalb nicht zu lange in Anspruch nehmen. Bleibt ein Konto mehrere Monate im Minus, kann das teuer werden, sagte Peter Lischke von der Verbraucherzentrale Berlin. Kunden sollten in solchen Fällen umschulden.
Wenn absehbar ist, dass ein Dispokredit über mehrere Monate in einem größeren Rahmen in Anspruch genommen werden müsse, sollten Verbraucher über ein anderes Darlehen nachdenken, sagte Lischke: „Mit einem normalen Kredit kann man die Zinszahlungen etwa um die Hälfte reduzieren.“ Der Nachteil dieses Vorgehens: „Einen Dispokredit kann man auf einmal tilgen, einen normalen Kredit in der Regel nicht.“
Eine andere Möglichkeit für Verbraucher, sich gegen hohe Dispozinsen zu wehren, sei ein Wechsel der Bank. „Dabei sollten sie aber immer das Gesamtpaket anschauen“, empfahl Lischke. Das heißt: Nicht nur günstige Dispozinsen sollten den Ausschlag geben, sondern auch Aspekte wie Service, Anzahl der Geldautomaten oder die Möglichkeit der persönlichen Beratung sollten berücksichtigt werden.