Bei Tagesgeld zählt nicht nur der Zins: Tipps für Anleger
Tagesgeld ist der beliebteste Geldparkplatz. Um eine gute Rendite zu erzielen, sollte man nicht nur auf den Zinssatz achten, sondern auch auf Nebenbedingungen.
Düsseldorf. Attraktive Konditionen und tägliche Verfügbarkeit machen Tagesgelder zu Anlegers Liebling. Mit Topzinsen von 2,75 Prozent erreichen Sparer Renditen weit über denen von Sparbüchern und Bundesschatzbriefen. Solch hohe Konditionen bei täglicher Verfügbarkeit bieten derzeit zum Beispiel die britische Barclays Bank, die Denizbank und Moneyou, die Onlinetochter der niederländischen ABN Amro Bank.
Nur geringfügig weniger, nämlich 2,70 Prozent Zinsen, zahlen die Bank of Scotland und die VTB Bank.Damit hohe Zinsen ungeschmälert auf das Sparkonto fließen, sollten Anleger auf Nebenbedingungen achten. Oberste Priorität hat die Gebührenfreiheit. Zwar werden Tagesgeldkonten im Allgemeinen kostenlos geführt, aber es ist schon vorgekommen, dass zum Beispiel Versicherungen eine Einrichtungsgebühr für die Eröffnung eines Tagesgeldkontos berechnet haben. Außerdem ist zu prüfen, ob das Tagesgeldkonto an das Vorhandensein eines Girokontos oder eines Wertpapierdepots geknüpft ist. Hier können ebenfalls Gebühren anfallen. Wer bereits ein Girokonto hat, sollte von solchen Offerten eher die Finger lassen. Tagesgeldkonten können in der Regel unabhängig vom Vorhandensein eines Girokontos bei der gleichen Bank genutzt werden. „Wichtig ist auch, wie die Zinszahlungstermine aussehen“, betont Petra Gehlich, stellvertretende Unternehmenssprecherin der Ostsächsischen Sparkasse in Dresden. Denn schreibt die Bank mehrfach im Jahr Zinsen gut, erhöht sich der Zinseszinseffekt. Auf diese Punkte sollten Sparer außerdem achten:
Viele Tagesgeldanbieter werben mit hohen Lockzinsen um Neukunden, allerdings gilt der Zinssatz meist nur für kurze Zeit. Danach fällt die Verzinsung auf die aktuell gültigen Konditionen für Bestandskunden zurück. Christoph Hommel, Geldexperte bei der Verbraucherzentrale Nürnberg, rät deshalb: „Anleger sollten darauf achten, dass es den beworbenen Zinssatz für alle Kunden und ohne zeitliche Einschränkung gibt.“
Achtung: Anbieter mit hohen Lockzinsen, die ausschließlich für Neukunden gelten, stehen häufig an der Spitze von Tagesgeldvergleichen im Internet. So führt beispielsweise die PSD Bank Rhein-Neckar-Saar das Biallo-Tagesgeldranking mit einem Neukundenzins von 3,0 Prozent an.
Normalerweise sind Tagesgelder mit einem variablen Zinssatz ausgestattet, der von Zeit zu Zeit dem Marktzins angepasst wird. Manche Banken und Sparkassen verknüpfen hohe Werbezinsen allerdings mit einer zeitweiligen Zinsgarantie, damit der Ertragsvorteil für eine Weile gesichert ist. Bei sinkendem Marktzins kann eine solche Zinsgarantie Renditevorteile bedeuten, bei steigendem Marktzins zeichnen sich eher Verluste ab. Beispiele: Cortal Consors garantiert den Neukundenzins von 2,60 Prozent über zwölf Monate, Hanseatic Bank und ING-Diba für sechs Monate.
Normalerweise schreiben Tagesgeldkonten keinen Mindestanlagebetrag vor. Sparer können sowohl Kleinstbeträge auf ihr Tagesgeldkonto überweisen als auch Sparpläne einrichten. „Manche Institute verzinsen Tagesgelder allerdings erst ab einem bestimmten Betrag“, warnt Sparkassensprecherin Gehlich. Erreichen die Einzahlungen nicht das Limit, kann kein Konto eröffnet werden. Beispiele für Tagesgeldkonten mit Mindestbeträgen sind die Advanzia Bank oder die IKB Direkt mit je 5.000 Euro, Fidor und die Sparda Bank Augsburg mit je 2.500 Euro sowie und die Sparda Bank München mit 2.000 Euro.
Einige Geldinstitute zahlen den offerierten Topzins nur bis zu einer bestimmten Einlagenhöhe. Überzählige Beträge werden mit deutlich schlechteren Zinsen vergütet oder gar nicht. Die Absicht: Hohe Lockzinsen sollen möglichst viele neue Kunden anlocken. Da die Bank mit der Aktion aber kaum Gewinne erwirtschaftet, ist sie nicht an möglichst viel neuem Geld interessiert und fährt ab einer bestimmten Größenordnung die Verzinsung zurück. Ein Beispiel für Zinsverringerung ist das Tagesgeld Plus Konto der Comdirect Bank. Dort sinkt der Zinssatz ab 10.000 Euro Einlage von 1,75 auf 1,0 Prozent, ab 50.000 Euro erhalten Sparer nur noch 0,5 Prozent. Andere Beispiele sind das Tagesgeldkonto der PSD Bank Rhein-Neckar-Saar, hier sinken die Zinsen ab 20.000 Euro von 3,0 auf 1,33 Prozent oder von Cortal Consors, bei dem die Zinsen ab 50.000 Euro von 2,6 auf 1,75 Prozent sinken.
Tipp Kapitalsicherheit: Nicht nur der Zinssatz entscheidend über eine erfolgreiche Geldanlage, sondern auch die Kapitalsicherheit. „Wer Tagesgeld anlegen will, der sollte gerade in Krisenzeiten auf die Einlagensicherung der Bank achten“, empfiehlt Sparkassen-Sprecherin Gehlich. Banken mit deutscher Einlagensicherung garantieren angelegte Gelder zu 100 Prozent. Dabei sichern Privatbanken Spareinlagen in Millionenhöhe ab, Sparkassen sogar in unbegrenzter Höhe. Positiv: Im Pleitefall erhalten Anleger ihr Kapital binnen 30 Tagen zurück — bei ausländischen Instituten ist dies nicht garantiert.