Berliner Startup will Bezahlen per Handy umkrempeln
London/Berlin (dpa) - Über neue Bezahlsysteme für Smartphones wird schon lange gesprochen. Bisher breiteten sich vor allem Einsteck-Kartenleser für kleine Unternehmer aus. Inzwischen zeichnen sich aber Konturen ganz neuer Bezahlkonzepte ab.
Die Berliner Firma SumUp will bei der mobilen Bezahl-Revolution Schwergewichten wie PayPal zuvorkommen. Gründer und Geschäftsführer Stefan Jeschonnek stellte in London ein System vor, bei dem ein Kunde in einem Geschäft oder Lokal über sein Smartphone bezahlen kann, ohne es aus der Tasche herausholen zu müssen. Das Konzept soll in diesem Jahr zur Marktreife gebracht werden.
Dafür muss der Nutzer dem Laden zuvor das Recht einräumen, kleine Beträge von seinem Konto abzubuchen. Und das Geschäft muss auf SumUp als Zahlungsdienstleister zurückgreifen - das Berliner Startup bietet bisher Einsteckmodule für Bezahlkarten an, mit denen man ein iPad in ein Kassengerät verwandeln kann.
Um das neue System nutzen zu können, muss sich der Kunde eine SumUp-App herunterladen und sie im Hintergrund laufen lassen. Wenn er dann den Laden betritt, in dem er auf diese Weise bezahlen will, wird sein Foto auf dem iPad-Bildschirm des Verkäufers eingeblendet. In einem zusätzlichen Feld können Informationen zu seinen Vorlieben eingetragen werden - etwa, ob der den Kaffee mit Milch oder Zucker mag. Zum Bezahlen drückt der Verkäufer auf das Foto des Kunden und der Betrag wird direkt abgebucht. „Es geht um ein persönlicheres Einkaufserlebnis und Kundenpflege“, sagte Jeschonnek. Der Bezahlvorgang selbst rücke dabei in den Hintergrund. Er schätze, dass sich solche Konzepte in fünf Jahren durchgesetzt haben werden.
Auch der zum Ebay-Konzern gehörende US-Bezahldienstleister PayPal arbeitet an einem ähnlichen Modell. Es soll in den kommenden Monaten in den USA an den Start gehen und voraussichtlich in einem Jahr nach Europa kommen, wie PayPal-Chef David Marcus sagte. Er könnte sich zugleich auch vorstellen, dass mit der Zeit die Kassen in vielen Läden verschwinden könnten und der Kunde direkt von einem mobilen Gerät aus bezahlt. So weit will Jeschonnek bisher nicht gehen: „Unsere Kunden wollen diese Interaktion mit dem Verbraucher.“
SumUp hat bisher „mehrere zehntausend“ Einsteckmodule ausgeliefert, mit denen man Smartphones und Tablets als Kassengeräte nutzen kann. Jede Woche kämen einige tausend weitere hinzu, sagte Jeschonnek. Genauere Zahlen nennt das Unternehmen nicht. In diesem Geschäft sind in Deutschland mehrere Anbieter aktiv, etwa der skandinavische Konkurrent iZettle oder Payleven aus der Startup-Schmiede Rocket Internet der Samwer-Brüder. Das Konzept wurde in den USA von der Firma Square des Twitter-Mitgründers Jack Dorsey erfunden.
SumUp ist nach dem Start im August 2012 inzwischen in zehn Ländern verfügbar. Die Kartenleser werden kostenlos verteilt, das Unternehmen erhebt - wie die Konkurrenz - eine Gebühr von 2,75 Prozent. Mit der bisherigen Nutzerbasis werde man zum Start des neuen Systems bereits eine „kritische Masse“ an Kunden haben, zeigte sich Jeschonnek überzeugt. Sie seien bereits an dem neuen Modell interessiert.