Drohen Negativzinsen für Sparer?
Frankfurt/Main (dpa) - In der Krise gilt Deutschland vielen professionellen Investoren als einzig verbliebener sicherer Hafen - dafür legen sie bisweilen gar eine Prämie drauf. Gilt dies bald auch für Privatkunden?
Frankfurt/Main (dpa) - In der Krise gilt Deutschland vielen professionellen Investoren als einzig verbliebener sicherer Hafen - dafür legen sie bisweilen gar eine Prämie drauf. Gilt dies bald auch für Privatkunden?
„Deutschland verdient mit Schulden erstmals Geld“, „Investoren schenken Deutschland Geld“, „Anleger verzichten auf Rendite“ - Schlagzeilen der vergangene Monate. Am 9. Januar dieses Jahres war es zum ersten Mal soweit: Der Bund brachte am Markt Geldmarktpapiere mit sechs Monaten Laufzeit zu einem Durchschnittszins von minus 0,01 Prozent unter.
Müssen nun, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins auf 0,75 Prozent gesenkt hat, auch Privatkunden bald drauflegen, wenn sie Geld zur Bank tragen? Aktuell werfen Tages- und Festgeld schon kaum Rendite ab. Oft liegt die Verzinsung unter der Inflation, so dass Anleger praktisch Geld verlieren. Die EZB hat das Geld im Euroraum so billig gemacht wie nie zuvor, darum sind auch viele Banken nicht bereit, ihren Kunden üppige Zinsen zu bieten.
„Ich kenne keine Bank, die ihren Kunden null Prozent Zinsen anbietet. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass eine Bank das machen würde“, meint jedoch Max Herbst, der mit seiner unabhängigen FMH Finanzberatung in Frankfurt regelmäßig ein Auge auf die Entwicklung von Sparzinsen hat. Drei Gründen sprechen - nicht nur nach Herbsts Überzeugung - auch künftig gegen negative Zinsen für Kleinanleger:
1. Banken sind auf einen stabilen Kundenstamm und verlässliche Einlagen angewiesen - erst recht in Zeiten, in denen Regulatoren dickere Kapitalpolster verlangen.
2. Der Wettbewerb ist groß. Schon jetzt buhlen ausländische Banken mit Tagesgeldzinsen weit über dem Marktniveau in Deutschland erfolgreich um Privatanleger.
3. Auch der trägste Kunde, der seine Ersparnisse derzeit zu mickrigen Zinsen schmoren lässt, dürfte aufmerken werden, wenn ihm seine Bank mitteilt, dass von 1000 Euro auf dem Konto am Jahresende nur noch 995 übrigbleiben. „Wir sind zwar so verrückt, Geld für ein Prozent Zinsen auf dem Sparbuch zu parken. Aber wenn es ins Minus gehen sollte, würden die Sparer doch wach werden“, glaubt Herbst.