Geld aus dem Netz - Wann Online-Kredite von privat sich rechnen

Berlin (dpa/tmn) - Mit ein paar Klicks zum ersehnten Darlehen. Plattformen im Internet bringen Kreditnehmer und Geldgeber zusammen. Der private Geldverleih als Alternative zur Bank? Für manche kann es sich lohnen.

Exakt 4050 Euro braucht „Lizzy88“. Damit will sie ihren Dispokredit ausgleichen und Rechnungen bezahlen, die nach einem Wasserschaden und einer Beerdigung offen sind. „Studentin braucht Hilfe!“, schreibt sie - und die erhofft sie sich aus dem Netz. Von anderen Privatleuten, die ihr Geld leihen wollen - gegen einen Zinssatz von 10,55 Prozent. „Crowdlending“ oder „P2P-Lending“ nennt sich diese Form der privaten Darlehens-Vermittlung mittels spezieller Plattformen, wie Auxmoney und Smava.

„Das ist immer noch eine Randerscheinung“, sagt Dorothea Schäfer, Forschungsdirektorin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin über die schwarmfinanzierten Kredite. „Aber sie gewinnen deutlich an Gewicht.“ Vor drei Jahren lag das Gesamtvolumen von durch Smava und Auxmoney vermittelte Privat-Kredite laut DIW bei knapp 33 Millionen Euro. Aktuell sind es bereits knapp 61 Millionen Euro allein bei Auxmoney.

Das Prinzip ist simpel: Kreditsuchende stellen ihr Projekt vor, legen fest, welche Summe sie benötigen, welche Laufzeit und welchen Zinssatz sie möchten. Anleger wählen frei aus, mit welcher Summe sie welche Vorhaben unterstützen möchten. Finden sich genügend Geldgeber, kommt der Kreditvertrag zustande. Dafür verlangen die Vermittler dann eine Provision. Über die jeweilige Partnerbank des Portals wird das Darlehen ausbezahlt und werden die monatlichen Ratenzahlungen abgewickelt. Geldgeber und Geldnehmer lernen sich dabei nicht kennen.

Im Unterschied zu Auxmoney bietet Smava seit 2011 neben „Smava-Privat“ auch einen Kreditvergleich von Banken an. Deren Angebote werden automatisch mit angezeigt. „Der Kunde erhält einen individuellen Marktüberblick aus bereits vorgeprüften Kreditangeboten. Danach kann er sich für die Bank seiner Wahl entscheiden oder auch gezielt für den Privatanleger-Kredit“, sagt Alexander Artopé, Geschäftsführer von Smava in Berlin.

Bei Auxmoney können Kreditnehmer maximal 20 000 Euro erhalten. Sie müssen 2,95 Prozent des Kreditbetrages an Vermittlungsgebühr zahlen, die mit den Monatsraten verrechnet wird. Zusätzlich verlangt die Partnerbank SKW monatlich 2,50 Euro Servicegebühr sowie jährlich 17,50 Euro für Kontoauszüge. Geldgeber zahlen für die Bearbeitung 1,00 Prozent (mindestens 1,00 Euro) der Anlagesumme.

Bei „Smava-Privat“ liegt die Obergrenze bei 50 000 Euro. Die Vermittlungsgebühr beträgt hier je nach Laufzeit zwischen 2,5 und 3,0 Prozent der Kreditsumme. Investoren brauchen ein Konto beim Partner-Institut der Fidor Bank. Sie zahlen einmalig 1,35 Prozent der Anlagesumme und zusätzlich 0,50 Euro monatlich als Bearbeitungsgebühr.

Nach Abzug aller Kosten spricht Auxmoney von einer aktuellen Rendite zwischen 5 und 7 Prozent, Smava von 4,5 Prozent Durchschnittsrendite. Bei den Düsseldorfern platzen 3 von 100 Krediten, bei den Berlinern wird man weniger konkret: Die Ausfallquote liege im einstelligen Bereich, teilt man mit. „Der Anleger geht das Risiko ein, dass er sein Geld nur teilweise oder gar nicht zurückbekommt“, warnt Stiftung Warentest in Berlin.

Um die Ausfallquote so niedrig wie möglich und das Risiko für die Investoren transparent zu halten, prüfen die Plattformen Kreditnehmer und zeigen deren Bonität, die durch Schufa-Einträge, kontrollierte Identitäten und zusätzliche Zertifikate bestimmt wird. „60 Prozent der Kreditanfragen schaffen es gar nicht auf unseren Marktplatz“, sagt Raffael Johnen, Geschäftsführer von Auxmoney. Ausschlusskriterien seien beispielsweise eine zu niedrige Bonität, deren Bewertung auf verschiedenen Faktoren fußt, eine Insolvenz, ein Haftbefehl, jünger als 18 Jahre oder keine deutsche Bankverbindung.

„Wir würden es begrüßen, wenn diese hohen Standards in eine auf den P2P-Markt abgestimmte Regulierung fließen würden“, meint Johnen. Sollte das Volumen weiter anwachsen, sei eine Kontrolle der Plattformen durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) dringend nötig, sagt Dorothea Schäfer vom DIW.