Ratgeber Geld sparen und anlegen – wie gelingt es in Krisenzeiten?
Vor der Corona-Pandemie, noch jenseits den momentanen globalen Herausforderungen und der aktuell kritischen Wirtschaftslage, galt Deutschland als "Land der Sparer".
Heute drückt eine seit Jahrzehnten unvorstellbare Inflationsrate den Menschen auf den Geldbeutel. Die Wirtschaft schwächelt, die steigenden Zinsen machen zwar einige Anlageformen wieder attraktiver, vereiteln aber auch langgehegte Wünsche nach den eigenen vier Wänden. Welche Möglichkeiten bleiben Normalverdienern überhaupt noch, um nennenswerte Geldbeträge anzusparen und inflationsgeschützt anzulegen? Wir haben drei ausgewiesene Experten zu diesem Thema befragt.
In den sozialen Medien kursieren gerade zahlreiche Memes, die sich mit dem entsetzten Blick von Supermarkt-Kunden beschäftigen, sobald die Endsumme auf dem Kassen-Display erscheint. Tatsächlich wird die 100-Euro-Grenze immer früher durchbrochen, das Geld rinnt uns nur so durch die Finger. Wie kann angesichts der aktuellen Herausforderungen, steigender Energie- und Lebenskosten noch Geld gespart und gewinnbringend angelegt werden? Dieser Situation sind sich unsere Experten sehr bewusst, wir haben auf Basis unseres Austauschs diesen Artikel in drei Schritte unterteilt, die es auch Normalverdiener ermöglichen, Geld beiseite zu legen, zu sichern sowie weitsichtig und geschickt zu investieren:
Geld sparen, Vorteile sichern
Selbst in Nullzinszeiten legte immer noch mehr als ein Drittel der Bevölkerung etwas zur Seite. Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ist es nach Einschätzung der Sparexpertin Katharina Hansen vom Portal TopCashback wichtig, Geld in allen Lebensbereichen zu sparen und Puffer zu schaffen. Entscheidend ist dabei, strategisch vorzugehen, zu planen und Impulskäufe möglichst zu vermeiden. Am Anfang steht bei ihr, sich bewusst zu machen, wo das eigene Geld überhaupt hinfließt. Dann sollte man sich gute Gewohnheiten etablieren und diese diszipliniert durchhalten. Ihre Top-4-Spartipps lauten:
Preise vergleichen und Cashback-Angebote nutzen
„Bevor ich meine Wahl auf einen Händler festlege, nehme ich mir die Zeit, die Preise verschiedener Anbieter zu vergleichen. Dabei schaue ich dann immer auch, ob es Cashback-Möglichkeiten gibt“, erläutert Katharina Hansen ihre Strategie. Selbst wenn bei einzelnen Artikeln nur ein- oder zweistellige Cent-Beträge anfallen, macht die Summe den Unterschied. Die Cashbacks lassen sich entweder direkt oder als Gutschein beim nächsten Einkauf nutzen.
Abonnements überprüfen
Das Abo-Modell ist bei vielen Anbietern so beliebt, weil die monatlichen Beträge einzeln betrachtet gering erscheinen und „nicht weh tun“. In der Summe reißen aber schon Streamingdienste wie Netflix, Disney, Amazon, Spotify, YouTube, Paramount ein ordentliches Loch ins Budget. Ihr Tipp: Viele Abos kann man auch mit Freunden und Familienmitgliedern teilen.
Wöchentlich das Essen planen
Man kennt es nur zu gut: Geht man mit leerem Magen und ohne Plan einkaufen, landet viel mehr im Einkaufswagen, als tatsächlich gebraucht und gegessen wird. Hier helfen zielgerichtete Disziplin und ein wöchentlicher Plan, um Impulskäufe zu vermeiden. Katharina Hansen weiß zudem: „Planung für die Woche bedeutet auch, dass man seltener zum Lieferservice greift, was wiederum einiges an Geld spart.“
Gezieltes Sparen
Von Mitstreitern hat Katharina Hansen die Methode des gezielten Sparens übernommen: „Ich habe berechnet, wie viel Geld ich täglich ausgebe, und mir dann überlegt, wie viel ich davon maximal pro Tag zur Seite legen kann“. Das monatliche Budget für Ernährung wird durch die Anzahl der Tage geteilt – und jeden Morgen geschaut, welcher Teil des verfügbaren Betrags tatsächlich ausgegeben und wieviel gespart werden kann. Um diese Methode schneller und besser zu verinnerlichen, kann man auch Apps nutzen.
Das Sparpotential über Cashbacks wird nach Meinung von Frau Hansen immer noch unterschätzt, obwohl sich Cashback-Optionen mittlerweile nicht nur aufs Einkaufen beschränken: „Cashback gibt es in vielen anderen Lebenslagen. Besonders attraktive Cashback-Angebote findet man gerade für neue Internet-Verträge oder Strom- und Gaswechsel“.
Geld schützen und sicher anlegen
Hat man durch die aufgeführten Tipps Geld zur Seite gelegt, sollte es sich natürlich so sicher und so schnell wie möglich vermehren. Dabei steht insbesondere in Krisenzeiten die Sicherheit im Fokus, meint Ronny Wagner, Geschäftsführer der Noble Metal Factory und Host des Podcasts „1x1 der Finanzen“. Seine Philosophie: „Es ist hilfreich, sich eine stoische Sichtweise anzueignen, sich auf Dinge zu konzentrieren, die man beeinflussen kann, und Dinge, die außerhalb der eigenen Kontrolle liegen, zu akzeptieren“. Strategisch empfiehlt er eine Diversifikation – konkret gesprochen: nicht alle Eier in ein Nest zu legen. Investition in die eigenen Fähigkeiten und Schutz gegen Verluste durch Versicherungen gehören ebenfalls zu seinem Erfolgsrezept.
Als gute Antwort auf die aktuelle Volatilität in der Finanzwelt sieht er die Hantelstrategie, inspiriert vom Konzept der Antifragilität von Nassim Nicholas Taleb. Ein Teil der Anlage geht in hochsichere Assets wie physisches Gold oder kurzlaufende Staatsanleihen, das andere „Gewicht“ legt er in riskantere Investitionen wie Aktien, Derivate, Kryptowährungen oder eher exotische Anlageoptionen. „Der konservative Teil bietet Schutz, während der spekulative Teil die Möglichkeit bietet, von den Unwägbarkeiten des Marktes zu profitieren“, fasst Ronny Wagner die dahinterliegende Idee zusammen. Gleichwohl präferiert auch der Finanzexperte Wagner eine langfristig ausgerichtete Perspektive.
Exotische Anlagemöglichkeiten zur Renditeerhöhung
Die weitsichtige Streuung der Anlagen empfiehlt auch Chris Pampel, Geschäftsführer Deutsches Edelstein Kontor: „Hier gilt der Grundsatz: Wer streut, rutscht nicht aus.“ Dafür unterscheidet er grob zwischen kurz-, mittel- und langfristig verfügbaren Vermögen. Für ungefähr 10 Prozent des verteilbaren Investitionskapitals bringt er die eher exotische Anlage in Edelsteine – speziell Farbedelsteine – ins Gespräch. Hier kommen gleich mehrere Benefits zusammen: „Sie ermöglichen die Konzentration von großem Vermögen auf engstem Raum, weshalb man mit Ihnen in wirklich jeder Lebenslage mobil bleibt. Sie werden nicht im gleichen Maße wie Gold, Immobilien und Wertpapiere registriert und sind leicht an Dritte oder in die nächste Generation übertragbar“, erläutert Chris Pampel. Das sehr geringe Vorkommen und die über Jahre stabile Nachfrage – gerade aus dem Mittelstand – sorgen zudem für regelmäßige Wertsteigerungen von 4 bis 7 Prozent pro Jahr. Wichtig ist ihm aber auch, dass Interessenten sich an seriöse Händler wenden, die zu jedem Stein einen Befundbericht von einem international anerkannten Prüflabor und ein Wertgutachten von einem unabhängigen, vereidigten Sachverständigen, im Idealfall der IHK, mitliefern. Diese Dokumente sind unverzichtbar, da Anleger nur so die Gewissheit haben, dass es sich um Investmentqualität handelt und sie für den Stein einen angemessenen Preis zahlen.
Fazit und Ausblick auf 2024
Das ersparte Geld mit der Hantelstrategie zu mehren und zu sichern, befreit nach Ansicht von Ronny Wagner Anleger aber nicht von der Verpflichtung, diese Vorgehensweise kontinuierlich zu überwachen und mit eventuellen Anpassungen auf Veränderungen in den Märkten zu reagieren. „Zudem kann die Liquidität bestimmter Anlagen in Krisenzeiten abnehmen“, gibt der Finanz-Blogger zu bedenken. Nach Einschätzung von Chris Pampel geht es im Jahr 2024 in erster Linie darum, Vermögen zu schützen und eine potenzielle Fallhöhe zu reduzieren. Mit dem Rat „Ich kann Anlegern nur empfehlen, möglichst noch in diesem Jahr alles auf den Prüfstand zu stellen und sich bestmöglich für die kommenden Herausforderungen aufzustellen“, schließt der Edelstein-Fachmann die Ausführungen ab.