Leben im Dispo: Hohe Zinsen sind bislang kaum angreifbar

Düsseldorf (dpa/tmn) - Niemand sollte dauerhaft im Dispo sein, sagt Commerzbank-Chef Martin Blessing. Denn das ist teuer. Er fordert ein Gesetz gegen die dauerhafte Nutzung von Dispo-Krediten. Zurzeit haben Verbraucher kaum eine Chance, den hohen Zinsen zu entgehen.

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Dispokredite sind praktisch - und teuer. Mancher Verbraucher wittert Abzocke, doch er hat kaum Handlungsspielraum gegen die hohen Zinsforderungen der Institute. „Die Höhe der Dispozinsen wird nur durch die Sittenwidrigkeit begrenzt“, erklärt Christian Urban von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Die Hürde dafür ist jedoch sehr hoch: Der Zinssatz müsste, so die Faustregel, mindestens 100 Prozent über den marktüblichen Preisen liegen.“ Diese bewegen sich laut Stiftung Warentest bei etwa 11 Prozent.

„Wem die Zinsen zu hoch scheinen, der kann das Gespräch mit der Bank suchen“, empfiehlt Urban. „Eine rechtliche Auseinandersetzung sollte man sich alleine wegen des Kostenrisikos gut überlegen.“ Das Beste sei, den Dispo nie dauerhaft in Anspruch zu nehmen. Und auch wer ihn ab und an nutzt, sollte die Kosten im Blick behalten und im Zweifelsfall die Bank wechseln.

Um die hohen Kosten zu senken, kommt in manchen Fällen auch eine Umschuldung infrage, zum Beispiel in Form eines Ratenkredites. „Vorausgesetzt, der Betreffende ist in der Lage, die Raten zu zahlen“, sagt Urbans Kollegin Stefanie Laag. „Wer bereits überschuldet ist, für den ist das keine Lösung.“ Nur Bankkunden, die nicht die Disziplin aufbringen, den Dispokredit durch monatliches Ansparen zu tilgen, sollten über eine Umschuldung nachdenken. Dann bringen automatisch abgebuchte Raten möglicherweise eine Entlastung.