Mit Wertpapieren der Geldentwertung trotzen
Düsseldorf (dpa/tmn) - Steigende Preise für Energie und Nahrungsmittel treiben die Inflation in Deutschland nach oben. Für Anleger ist die richtige Strategie von großer Bedeutung. Eine gute Wahl könnten Aktien sein.
Doch Sparer sollten nicht alles auf eine Karte setzen.
Viele Anleger fürchten sich vor einer drohenden Inflation. Ob eine solche deutliche Preissteigerung wirklich kommt, ist ungewiss. Trotzdem wollen Sparer sich in vermeintlich sichere Sachanlagen wie Rohstoffe, Immobilien oder Gold flüchten. Doch auch Wertpapiere sind Sachanlagen und trotzen daher weitgehend der Geldentwertung. Schließlich ist eine Aktie nichts anderes als die Beteiligung an einem Unternehmen.
Viele, die derzeit das Wort Inflation in den Mund nehmen, wollen etwas verkaufen. Sie beschwören eine große Inflation herauf, wie es sie etwa in den 1920er Jahren in Deutschland gegeben hat. „Es ist in gewisser Weise auch eine Panikmache“, sagt Marco Cabras, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf.
Tatsächlich sei eine solche Hyperinflation völlig unrealistisch, meint der Anlegerschützer. Im November 2010 lag die Preissteigerungsrate bei 1,5 Prozent. Allenfalls auf drei oder vier Prozent werde sie ansteigen, vermutet Cabras: „Da ist im Grunde nichts, worüber man sich Gedanken machen muss.“ Trotzdem könne es nichts schaden, in Zeiten geringer Zinsen eine möglicherweise steigende Inflation in die Entscheidung einzubeziehen.
Denn schließlich verliert der Investor unterm Strich Geld, wenn die Inflation größer ist als die Rendite seiner Anlage. Er sollte daher darauf achten, dass er mit seinem Investment mindestens einen Inflationsausgleich bekommt. Bei vielen Tagesgeldkonten ist das derzeit nicht gewährleistet. Weitgehend unabhängig von der Inflation entwickeln sich hingegen die Börsen: „Eine Inflation ist ein natürliches Plädoyer für die Aktie“, sagt Cabras.
Das bestätigt auch eine Untersuchung der Zeitschrift „Finanztest“. Die Experten der Stiftung Warentest haben darin die Entwicklung der Börsen während verschiedener Inflationsphasen unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Der Aktienmarkt entwickelte sich unabhängig von der Preissteigerungsrate.
Zur Zeit der ersten Ölkrise Anfang der 1970er Jahre, als die Inflationsrate bei 5,9 Prozent lag, gab es für deutsche Aktien ein Minus von 3,1 Prozent pro Jahr. In den beiden folgenden Phasen hoher Inflation in Deutschland lag der Aktienmarkt dagegen im Plus.
Allerdings sollten Anleger wegen einer möglichen Inflationsgefahr nicht all ihr Geld in Aktien in stecken. Denn schließlich beinhalten diese Wertpapiere das Risiko hoher Kursschwankungen. „Man muss immer aufpassen, dass man nicht ein Risiko durch ein anderes Risiko tauscht“, sagt Doris Kappes, Finanzexpertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Anlegerschützer raten dazu, das Risiko zu streuen - etwa durch einen Aktienfonds.
Wer sich vor einer Geldentwertung schützen möchte, kann auch auf spezielle Anleihen zurückgreifen, die einen Inflationsschutz bieten. Dabei erhält der Anleger zusätzlich zum normalen Zinssatz einen Ausgleich in Höhe der jeweiligen Inflationsrate. So wird etwa eine spezielle inflationsindexierte Bundesanleihe angeboten. Aber auch Privatbanken haben solche Produkte im Angebot. Grundsätzlich sei nichts gegen solche Anleihen einzuwenden, sagt Anlegerschützer Cabras. Allerdings erkauften sich die Anleger die Sicherheit mit einer geringen Rendite: „Die Verzinsung ist extrem mickrig.“
Einige Banken bieten inzwischen auch Zertifikate an, die einen Inflationsschutz versprechen. Verbraucherschützerin Kappes sieht diese Anlageklasse aber grundsätzlich kritisch: „Das Problem bei Zertifikaten ist, dass ich ein Emittenten-Risiko habe.“ Wenn der Herausgeber des Zertifikats pleitegeht, ist das Geld erst einmal weg. Außerdem seien Zertifikate für Anleger meist nur schwer zu durchschauen, sagt Kappes. „Ich habe noch kein Zertifikat gesehen, das leicht zu verstehen ist.“
Normale kurzlaufende Bundesanleihen bieten nach Berechnungen der Stiftung Warentest einen guten Schutz. Besonders gut funktionierte das, als die Inflationsraten bei höchstens fünf Prozent pro Jahr lagen. Dann machten Anleger mit einjährigen Bundesanleihen meist ein Plus. Fazit der „Finanztest“-Experten: Mit kurzlaufenden Anleihen lagen Anleger am häufigsten richtig, erzielten aber im Vergleich zu anderen Anlageformen langfristig die geringsten Renditen.
Von einem vermeintlich sicheren Anlegerhafen raten die Experten hingegen ab. Gold ist nämlich gar nicht so sicher, wie viele vermuten. „Die derzeitigen Goldpreise sind sehr stark inflationsgetrieben“, sagt Cabras. Anleger können also eine böse Überraschung erleben. Außerdem kommen Kosten für die Aufbewahrung sowie ein Währungsrisiko hinzu, weil Gold in US-Dollar gehandelt wird. Keinesfalls sollte man daher wegen der Inflation alles in das Edelmetall investieren, rät Cabras. „Das wäre grob fahrlässig.“
Die genannten Zinssätze wurden erhoben zum 20. Januar 2011.