Verschleiern und drängeln: Finanzberatung ist oft schlecht
Berlin (dpa/tmn) - Geldanlage ist Arbeit. Viele Verbraucher wollen sich nur ungern mit ihren Finanzen befassen. Doch Vorsicht: Wer sich blind auf einen Berater verlässt, bekommt möglicherweise riskante Produkte angedreht.
Geldanlagen sind für Verbraucher ein schwieriges Thema. „Viele Kunden beschäftigen sich nur selten damit und wissen auch zu wenig darüber“, erklärt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der Zeitschrift „Finanztest“ in Berlin. Daher vertrauen viele oft Beratern in Geldinstituten. „Machen Sie sich dabei immer klar: Finanzberater sind Verkäufer“, erklärt Tenhagen. „Sie werden Ihnen meist keinen unabhängigen Marktüberblick geben.“ Vier Punkte, an denen Kunden ein schlechtes Beratungsgespräch erkennen:
Gesprächsdauer: Ein guter Berater sollte sich Zeit nehmen. Denn schließlich muss er sich ein Bild über den Kunden und dessen Wünsche machen. „Findet das Gespräch unter Zeitdruck statt, sollten Sie misstrauisch werden“, sagt Tenhagen. Gleiches gilt, wenn der Berater zum Vertragsabschluss drängt.
Risiko: Wie viel will der Kunde riskieren? Eine wichtige Frage, denn nicht jeder kann zum Beispiel mit Kursschwankungen leben. „Der Berater sollte auf bestehende Risiken bei Geldanlagen hinweisen“, erklärt Tenhagen. Macht er das nicht, lohnt eine konkrete Nachfrage. Hellhörig sollten Kunden werden, wenn ihnen eine hohe Rendite ohne Risiko versprochen wird. Denn das ist in der Praxis kaum möglich.
Vielfalt: „Legen Sie nicht alle Eier in einen Korb“, rät Tenhagen. „Das gilt besonders für Geldanlagen.“ Denn dann ist das Risiko, Verluste zu erleiden, besonders hoch. Ein Berater sollte daher mehrere Produkte empfehlen, auf die ein Kunde sein Geld verteilen kann.
Kündigung: „Häufig sagen Berater: Wir haben das bessere Produkt. Kündigen Sie doch ihren alten Vertrag“, berichtet Tenhagen. Doch das könne ein Fehler sein. Denn der Neuabschluss lohnt sich meist vor allem für das Geldinstitut oder den Berater. Für jeden neuen Vertrag fließen schließlich Provisionen. Kunden sollten daher gut abwägen, ob die angebotenen Fonds, Versicherungen oder Zertifikate wirklich zu ihnen passen.
Literatur:
Markus Neumann: „Banker verstehen - 200 Finanzprodukte verständlich erklärt und bewertet“, Stiftung Warentest 2014, 191 Seiten, 18,90 Euro, ISBN-13: 978-3-86851-356-1