Warentest: Banken beraten schlecht

Die Tester sprechen von einer Blamage. Die besten drei Institute haben „befriedigend“ abgeschnitten.

Berlin. Die Banken beraten ihre Kunden trotz des Vertrauensverlustes in der Finanzkrise laut "Stiftung Warentest" häufig noch immer schlecht. In einem Test unter 21 Banken und Sparkassen habe kein Institut das Qualitätssiegel "gut" oder "sehr gut" bekommen, berichtet die Stiftung Warentest in ihrer Zeitschrift "Finanztest". "Es ist eine Blamage", sagte Stephan Kühnlenz, der Fachmann der Stiftung für Finanzdienstleistungen.

Nur drei Institute hätten in dem Test die Note "befriedigend" erhalten - die Commerzbank, die Kreissparkasse Köln und die Berliner Sparkasse. Die Mehrheit habe aber nur mit "ausreichend" (16 Institute) oder "mangelhaft" (Ostsächsische Sparkasse und die BW Bank) abgeschnitten, berichtete "Finanztest".

Die Zeitschrift wertete die Ergebnisse aus 147 verdeckten Kundengesprächen bei 21 Großbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken aus. Die Tester hatten dabei angegeben, dass sie 30.000 Euro für fünf Jahre bei einer Rendite von vier Prozent sicher anlegen wollen.

Das Ergebnis falle so schlecht aus, weil die Banken ihren Kunden in den meisten der verdeckt geführten Testgespräche gesetzlich vorgeschriebene Informationen vorenthalten hätten, berichtete "Finanztest". So seien die Kunden weder ausreichend über Risiken empfohlener Finanzprodukte aufgeklärt worden, noch hätten die Berater vollständig die aktuelle Finanzsituation der Anleger analysiert.

Auch hätten die Institute nicht darauf hingewiesen, dass angesichts der Lage auf den Finanzmärkten die geforderte Rendite von vier Prozent nicht zu erzielen gewesen sei. Wer als Bankberater diesen "Zielkonflikt" - sichere Geldanlage mit niedrigen Zinsen oder eine risikoreichere Anlage, dafür aber höhere Zinsen - erkannt und dem Kunden dargestellt habe, der sei im Test "auf einem guten Weg gewesen", hieß es.

Doch bei diesem Teil der Tests hätten nur vier Banken mit "gut" abgeschnitten, so "Finanztest". Die Institute hätten den Fehler gemacht, entweder eine sichere Geldanlage mit vier Prozent Zinsen grundsätzlich für möglich zu halten, oder versäumt, den Kunden vor die Entscheidung zu stellen: entweder Sicherheit oder hohe Zinsen.

Die Banken boten stattdessen wie in der Vergangenheit entweder risikoreichere Produkte wie Zertifikate, Immobilien- oder Aktienfonds an, informierten die Kunden aber meist nicht ausreichend über Risiken. Oder sie hätten den Testkunden zu risikoarmen Anlagen mit nur schwacher Verzinsung geraten - dafür aber mit teils hohen Provisionen für die Banker.

Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) kündigte an, die Bankenbranche notfalls mit staatlichen Maßnahmen zu einer besseren Kundenberatung zu zwingen. "Die jüngsten Fälle eklatanter Falschberatung zeigen: Ohne gesetzliche Regelungen und ohne stärkere Kontrolle geht es nicht." Dennoch bleibe es ihr Ziel, mit den Banken gemeinsam eine rasche Reform zu entwickeln.

Die Institute hätten als Konsequenz aus der Pleite der US-Bank Lehman Brothers zugesagt, "ihre Standards zu überprüfen und die Beratung grundlegend zu verbessern". Die Wirklichkeit sehe jedoch anders aus: "Noch immer wird versucht, gutgläubigen Kunden riskante Finanzprodukte anzudrehen. Viele Kunden fühlen sich nicht beraten, sondern verkauft."