Amundi legt ETFs zusammen Was Fondsverschmelzungen für Anleger bedeuten
München/Berlin · Immer wieder kommt es vor, dass Fondsgesellschaften ihre Produkte fusionieren - aktuell passiert das beim ETF-Anbieter Amundi. Für Anlegerinnen und Anleger kann das Konsequenzen nach sich ziehen.
Viele Anlegerinnen und Anleger haben zuletzt Post von ihrem Depotverwalter bekommen. Der Grund: Der ETF-Anbieter Amundi verschmilzt zwei milliardenschwere MSCI-World-Indexfonds miteinander. Was das für Betroffene bedeutet? Wir beantworten die wichtigsten Fragen:
- Kosten: Sind diese beim neuen Fonds genau gleich wie beim alten? Höhere Kosten können ansonsten die Rendite schmälern.
- Ertragsverwendung: Geht der neue Fonds mit den Erträgen genauso um? Schüttet er also Dividenden etwa aus oder legt er sie direkt wieder an, sprich thesauriert er sie?
- Replikationsmethode: Wie bildet der neue Fonds den Index nach? Kauft er die enthaltenen Titel tatsächlich (physische Replikation) oder verwendet er für die Nachbildung des Index einen sogenannten Swap (synthetische Replikation)?
- Anlagestrategie: Hat der neue Fonds eine mit dem alten Fonds vergleichbare Anlagestrategie? Und: Ist das Risiko vergleichbar?
- Kaufmöglichkeit: Nicht jeder Depotanbieter hat jeden ETF im Angebot. Anlegerinnen und Anleger sollten darum prüfen, ob ihr Sparplan weiter ausgeführt werden kann.
„Wer für sich entscheidet, dass der neue Fonds den alten gut genug ersetzt oder gut ins Portfolio passt, braucht nichts weiter zu tun“, heißt es von der Stiftung Warentest. „Wem der neue Fonds nicht passt, der sollte den alten verkaufen oder an die Fondsgesellschaft zurückgeben.“ Für diesen Fall sollten Investoren und Investorinnen unbedingt darauf achten, die letztmögliche Verkaufsmöglichkeit nicht zu verpassen. Laut Stiftung Warentest kann die bereits eine Woche oder mehr vor dem offiziellen Umtausch liegen.
Bei der konkreten Amundi-Fusion stellt die Stiftung Warentest keine Unterschiede zwischen den beiden Fonds fest. Kosten, Ertragsverwendung, Replikationsmethode und Anlagestrategie seien identisch.
Was bedeutet es steuerlich?
Mit etwas Glück ist der Umtausch der Anteile von Fonds B zu Fonds A steuerneutral. „Das heißt, dass der Umtausch nicht wie ein Verkauf und Neukauf behandelt wird, sondern so, als hätte man immer noch den alten Fonds im Depot“, so die Stiftung Warentest.
Das funktioniert aber nur, wenn der alte und der neue Fonds aus dem gleichen Land stammen - zu sehen ist das an den Anfangsbuchstaben der Isin eines Fonds. Beginnen die Identifikationsnummern der beiden Fonds mit denselben Buchstaben, wurden sie im selben Land aufgelegt.
Im Falle der beiden Amundi-ETF, die fusioniert werden sollen, ist das nicht gegeben - zum Leidwesen mancher Anlegerinnen und Anleger. Denn der alte ETF liegt in Luxemburg, der neue in Irland. Dadurch fällt auf die bis dahin aufgelaufenen Gewinne Abgeltungssteuer an.
Übersteigen die Gewinne den Sparerfreibetrag in Höhe von 1.000 Euro je Einzelperson oder 2.000 Euro je zusammenveranlagtem Paar (Anlegerinnen und Anleger müssen dafür einen entsprechenden Freistellungsauftrag bei ihrer depotführenden Bank hinterlegen), wird das Kreditinstitut die anfallende Steuer vom Verrechnungskonto einziehen. Ist dort nicht genügend Geld verfügbar, müssten Anlegerinnen und Anleger, sofern sie das Geld nicht anderweitig aufbringen können, entsprechend viele Anteile ihres neuen Fonds verkaufen, um die Steuer zahlen zu können, sagt Karin Baur von der Stiftung Warentest.
Dieser Fall wäre für Anlegerinnen und Anleger ärgerlich, weil sie dann mit weniger Kapital weiter sparen und ihnen dadurch ein Teil des Zinseszinseffekts entgeht. Immerhin: Einmal gezahlte Steuern werden bei einem späteren, möglicherweise gewinnbringenden Verkauf berücksichtigt.
Gut zu wissen: Weil der neue Amundi-Fonds in Irland liegt, können sich für Anlegerinnen und Anleger, die investiert bleiben, laut Stiftung Warentest andererseits auch Steuervorteile ergeben. Denn dort werden US-Dividenden geringer besteuert, was einen Renditevorteil bringen kann. Zur Erinnerung: Der MSCI-World-Index besteht aktuell zu mehr als 70 Prozent aus US-Aktien.
An wen können sich Anlegerinnen und Anleger bei Fragen zur Fondsverschmelzung wenden?
Zum Beispiel an die depotführende Bank oder den jeweiligen Anbieter der ETFs. Für die aktuelle Amundi-Fusion hat die Fondsgesellschaft unter 0800 5 55 19 28 eine aus Deutschland gebührenfreie Hotline eingerichtet.
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