Wie Kunden Orientierung bei Ranglisten finden

Hamburg (dpa/tmn) - „Die beste Bank“, „Ausgezeichneter Service“ oder einfach nur „gut“: Immer wieder werben Versicherungen oder Finanzinstitute mit Auszeichnungen, die sie für ihre Produkte oder Beratung bekommen haben.

Doch welchen Wert haben solche Siegel?

Fondspolice, Riester-Rente, Risikolebensversicherung oder Banksparplan: Der Markt an Finanzprodukten ist vielfältig. Für Kunden ist diese Auswahl allerdings oft mehr Qual als Segen, denn kaum einer findet sich noch zurecht. „Die Kunden müssen mit einem Überangebot an Informationen kämpfen“, sagt Achim Tiffe, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Finanzdienstleistungen (iff) in Hamburg. „Kaum einer versteht wirklich, worum es bei den einzelnen Produkten geht.“

Klar, dass Kunden da nach Orientierung suchen. „Verbraucher haben einen Bedarf an unabhängigen und verlässlichen Informationen“, erklärt Eckhard Benner von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Viele Menschen richten sich daher in ihren Finanzentscheidungen auch nach Vergleichstests oder Ranglisten. „Diese Siegel und Ergebnisse transportieren schnell und verständlich eine Kernbotschaft“, sagt Achim Tiffe. „Nämlich, dass ein Produkt einen guten Platz belegt hat.“

Viele Banken oder Versicherungen nutzen daher solche Testsiegel, um auf ihre Produkte oder auf sich aufmerksam zu machen. „Die Unternehmen werben gerne mit den Auszeichnungen“, fügt Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen hinzu. Schließlich wirke ein entsprechendes Siegel vertrauensbildend.

Der Markt für solche Siegel ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. „Am Anfang gab es nur die Stiftung Warentest“, sagt iff-Geschäftsführer Tiffe. „Später kam dann die Zeitschrift „Ökotest“ hinzu.“ Inzwischen gibt es viele Anbieter, die eigene Tests machen und dafür dann Siegel und Auszeichnungen vergeben, etwa das Deutsche Institut für Servicequalität (DISQ).

„Wir bewerten Serviceleistungen“, sagt DISQ-Geschäftsführer Markus Hamer. Sein Unternehmen nimmt vor allem Banken und Versicherungen unter die Lupe, aber auch Fluggesellschaften, Computerläden oder Bäckereien werden bewertet. „Der Schwerpunkt liegt aber eindeutig auf den Finanzdienstleistungen.“

Die Untersuchungen laufen nach einem vorher festgelegten Schema ab. Die Tester bekommen klare Aufgaben, mit denen sie in die Finanzberatungen geschickt werden. „Untersucht und bewertet wird dann unter anderem die Freundlichkeit des Beraters, ob er die Lebenssituation des Kunden erfasst hat oder auch, wie lange der Kunde warten musste“, erklärt Hamer. Nach Auswertung der Ergebnisse werden die Unternehmen dann bewertet und können das entsprechende Siegel verwenden.

Doch nach Ansicht der Verbraucherschützer führen solche plakativen Auszeichnungen Verbraucher in die Irre. „Es ist nicht immer klar, was eigentlich getestet wurde“, sagt Eckhard Benner. Werde etwa die Freundlichkeit der Mitarbeiter bewertet, lasse das keine Rückschlüsse auf die Qualität der Beratung zu. Zudem würden die vielen unterschiedlichen Testinstitute nicht nach den gleichen Standards testen. „Es gibt keine gesetzlichen Regelungen“, kritisiert Benner.

Der ein oder andere Test geht sogar an der Wirklichkeit vorbei, wie Achim Tiffe beobachtet hat. So habe eine Direktbank bei einem Online-Test ein gutes Ergebnis für ihre Altersvorsorgeberatung bekommen. „Das Problem ist, die Bank hatte gar keine entsprechenden Produkte im Angebot.“

DISQ-Geschäftsführer Markus Hamer kann solche Vorwürfe nicht verstehen: „Auf unseren Siegeln wird klar erklärt, was getestet wurde“, sagt er. Zudem bekämen Verbraucher auf der Internetseite seines Instituts weitere Informationen über die Untersuchungen. Dort könne sich jeder kostenlos Zusammenfassungen der Tests herunterladen. „Verbrauchern, die einen hohen Stellenwert auf Service legen, kann das Testergebnis daher durchaus einen Anhaltspunkt liefern.“

Dennoch sollten sich Verbraucher auf Auszeichnungen und Ranglisten nicht blind verlassen, empfehlen nicht nur die Verbraucherschützer. „Die Unternehmen hängen sich solche Auszeichnungen gerne in ihre Schaufenster“, sagt auch Tiffe. „Das sagt aber nichts darüber aus, ob dann am Ende die persönliche Beratung gut war.“

Zudem helfe eine Auszeichnung dem einzelnen Kunden nicht unbedingt weiter. „Vor allem bei größeren finanziellen Entscheidungen kommt es sehr stark auf die persönliche Situation an“, sagt Thomas Mai. Allgemeine Testergebnisse hätten in diesen Fällen nur wenig Aussagekraft. „Ein hervorragend bewertetes Produkt nützt mir überhaupt nichts, wenn es nicht zu meiner Situation passt.“