Zu früh gefreut: Tipps für vermeintliche Lotto-Gewinner

Köln (dpa/tmn) - Wie gewonnen, so zerronnen: So ging es einigen Spielern bei der Lotto-Panne am Mittwoch. Da war der langersehnte Gewinn endlich da - und genauso schnell wieder weg. Wie geht man damit um?

Und was, wenn man vorschnell gekündigt oder Geld verschenkt hat?

Panne bei der Ziehung der Lottozahlen: Am Mittwoch (3. April) sind nicht alle Kugeln in die Trommel gerollt, zwei hingen fest. Der Fehler wurde erst nach der Liveübertragung im ZDF bemerkt und die Ziehung später wiederholt.

Gerade noch auf dem Höhenflug, dann die unsanfte Landung: Wenn ein vermeintlicher Gewinn sich als ungültig erweist, ist der Frust groß. Dagegen kann es helfen, sich trotzdem etwas zu gönnen. „Das kann etwas Beruhigendes haben“, sagt Peter Groß vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP). Als Trost für das entgangene Leben als Millionär könne sich der Betroffene zum Beispiel einen Luxustag genehmigen.

Für manche kann Luxus schon bedeuten, sich bei einer Massage verwöhnen zu lassen. Andere könnten sich für einen Tag einen Porsche mieten. Diese Art von Ersatz-Luxus eigne sich aber nicht für jeden als Trostpflaster: „Der Schuss kann auch nach hinten losgehen“, warnt der Psychologe. „Das ist wie wenn man einem Kind einen Ausflug ins Phantasialand verspricht, und jetzt kriegt es einen Lolli dafür.“ Für manche bleibe es ein schaler Ersatz, der den Frust nicht mindern kann.

Für sie bietet sich eine altbewährte Methode an: den Frust rauslassen, am besten beim Sport. „Bewegung drängt einen ins Hier und Jetzt“, erklärt Groß. Durch Sport lenke der Betroffene die Energie, die sonst in die kreisende Gedankenmühle flösse, in die körperliche Bewegung um. „Wie schön wäre es gewesen, wenn...“ - diesem quälenden Gedanken entkommen Betroffene dadurch gut.

Am Ende kann der Schock vom geplatzten Traum sogar Positives bewirken. Denn durch ihn könne der Betroffene sich über Wünsche bewusst werden, die er schon länger gehegt hat. So merkt er: „Das ist ein wichtiges Ziel für mich“, erläutert Groß. Diese Erkenntnis könne als Antrieb dienen, sich den Wunsch auch ohne den Gewinn zu erfüllen - selbst wenn mehr Arbeit dafür nötig ist.

Glück im Unglück könnte vermeintliche Gewinner ereilen, die ihren Job sofort nach der Ausstrahlung der Lottoziehung hingeschmissen haben. „Eine Kündigung braucht eine besondere Form, nämlich die Schriftform“, erklärt der Rechtsanwalt Alexander Rilling aus Stuttgart. Das heißt: Sie müsse als unterschriebener Brief vorliegen. „Wer also nur zum Chef rennt in der Spätschicht, nachdem er die Übertragung gesehen hat, und sagt "Ich kündige!", der hat nicht wirksam gekündigt.“ Auch ein Fax oder eine E-Mail seien nicht ausreichend.

Falls jemand nach dem vermeintlichen Gewinn allerdings schon einen Brief abgeschickt hat, sollte er versuchen, sofort einen Widerruf hinterherzuschicken. „Das geht dann auch per E-Mail“, sagt Rilling. „Keinesfalls sollte ich die Geschichte auf sich beruhen lassen und gar nichts tun“, erklärt der Rechtsanwalt. „Ich habe nämlich nicht die Möglichkeit zu sagen, ich habe mich geirrt, als ich die Kündigung abgegeben habe.“ So hilft es nicht unbedingt, sich etwa darauf zu berufen, dass man in der Situation unzurechnungsfähig gewesen sei. „Ich muss beweisen, dass ich geschäftsunfähig war. Das könnte schwierig werden.“

Etwas mehr Glück hätten vermeintliche Millionäre, die das Geld großzügig verteilen wollten. „Wenn ich meiner Frau versprochen habe, die bekommt 100 000 Euro und mein Nachbar bekommt 10 000 Euro - das wäre nicht wirksam“, sagt Rilling. Denn solche Schenkungsversprechen müssten nicht eingehalten werden. „Sie müssen erst notariell beurkundet werden.“ Wer allerdings Geld bereits verteilt hat, kann es nicht zurückfordern. „Dann ist die Schenkung vollzogen.“