Abspecken und Tee trinken
Forschung: Studien haben belegt, dass einige Heilkräuter bei einer Diät unterstützend wirken. Aber nicht alle sind gesund.
Düsseldorf. Ob Algen, vor deren Jodgehalt selbst die Fische verblassen, oder Pu-Erh-Tee, dessen Geschmack eher an Torfmoor erinnert — zwischen Tiefsee und chinesischen Berggipfeln scheint es immer noch irgendeine Pflanze zu geben, die beim Kampf gegen überschüssige Pfunde helfen könnte. Allerdings bezweifeln die meisten Mediziner, Ernährungswissenschaftler und Verbraucherschützer hierzulande, dass sich Gewichtsprobleme mit Hilfe von Kräutern erledigen ließen.
Stoffwechselforscher der Universität Teheran haben nun jedoch knapp 80 Studien zu dem Thema gesichtet und ihr Resümee fällt keineswegs negativ aus. „Für einige Heilpflanzen konnten wir durchaus positive Effekte für die Behandlung von Übergewicht finden“, erklärt Studienleiter Shirin Hasani-Ranjbar. Der Endokrinologe gibt allerdings auch zu bedenken, dass von den betrachteten Studien lediglich ein Fünftel am Menschen durchgeführt wurden.
Einige der Heilkräuter hätten zudem beträchtliche Nebenwirkungen. So wirken koffeinhaltige Pflanzen sowie das Synephrin der Bitterorange und das Ephedrin des Meerträubels in starkem Maße anregend auf Herz und Kreislauf.
„Prinzipiell können Heilpflanzen auf drei Wegen das Übergewicht attackieren: Durch Appetithemmung, Anregung des Stoffwechsels oder aber durch Drosselung der Fettaufnahme“, erklärt Hasani-Ranjbar. Als Appetitzügler wirken Granatapfel, roter Ginseng und Pfingstrose, während Bergknoblauch, Ingwer und japanischer Ginseng sowie die Samen der Sommerzypresse als „Fatblocker“ arbeiten, indem sie die Fettaufnahme im Darm reduzieren. Anregend für den Stoffwechsel sind hingegen alle Pflanzen, in denen sich die bereits oben genannten Kreislaufanreger befinden.
Der Oolong-Tee aus Taiwan attackiert das Übergewicht auf mehreren Wegen. Ein Forscherteam der japanischen Tokushima-Universität verabreichte gesunden Männern drei Tage lang täglich einen Liter Oolong. Die Männer entwickelten daraufhin im Vergleich zu Testpersonen, die lediglich heißes Wasser erhielten, einen deutlich höheren Energieverbrauch, ihre Fettverbrennung war um etwa zwölf Prozent höher.
Auf der anderen Seite können die Saponine des Tees offenbar auch den Übertritt von Fetten in den Organismus eindämmen. Mit anderen Worten: Der traditionsreiche Tee — ein halbfermentierter Abkömmling des erheblich bekannteren Grünen Tees — mobilisiert nicht nur die Vernichtung, sondern auch die Aufnahme der kalorienreichsten Substanzgruppe von allen Nährstoffen.
In einer aktuellen japanisch-chinesischen Studie an 102 Übergewichtigen führte ein sechswöchiger Oolong-Verzehr bei etwa zwei Dritteln der Probanden zu einer Gewichtsreduktion, von den schwer Übergewichtigen verloren 22 Prozent mehr als drei Kilogramm Fettmasse. Man erhält den Tee mittlerweile auch hierzulande in Apotheken und Teefachgeschäften.
Doch auch wenn einige Heilkräuter eine Chance im Kampf gegen Übergewicht haben könnten — vor pflanzlichen Abspeckhilfen aus dem Internet sei gewarnt. So veröffentlichte die amerikanische Lebensmittel- und Arzneibehörde kürzlich eine Liste mit 72 angeblich rein pflanzlichen Mitteln, die in Wahrheit synthetische Substanzen enthalten und bei der Einnahme zu Nebenwirkungen führen können. Besonders oft fand man den Fettaufnahme-Blocker Sibutramin, der Kopfschmerzen, Verstopfung, Herzjagen und Bluthochdruck auslösen kann.