Allergiker sind unterversorgt

Immer mehr Erkrankte. Ausgebildete Ärzte fehlen.

Bochum. Allergiker in Deutschland sind einer Studie zufolge medizinisch unterversorgt. Während die Anzahl der Heuschnupfen-Patienten und Asthmatiker von 2007 bis 2010 um 0,4 und 8,7 Prozent anstieg, gingen die Behandlungen im gleichen Zeitraum zurück, wie Wissenschaftler der Uni Duisburg-Essen herausgefunden haben.

Bei beiden Krankheitsbildern schrumpfte die Zahl der Patienten insgesamt um 13 Prozent. Praxen rechneten allergologische Behandlungen bei Asthma zu rund 27 Prozent weniger ab, bei Heuschnupfen gab es sogar einen Rückgang um 31 Prozent.

Basis der Studie sind 40 Millionen Abrechnungsdaten von zehn Millionen gesetzlich Versicherten in Deutschland. Das Ergebnis stellte der Ärzteverband Deutscher Allergologen (AeDA) am Mittwoch in Bochum vor, wo sich ab heute rund 800 Experten zum 8. Deutschen Allergiekongress treffen.

AeDa-Vizepräsident Ludger Klimek beklagte, dass „etwas grundlegend schief läuft — über alle Fachgruppen hinweg. Die Bereitschaft unter Ärzten, sich für eine Zusatzausbildung zum Allergologen zu melden, ist in den vergangen zehn Jahren um zwei Drittel zurückgegangen.“

Als Grund dafür sieht Klimek auch das Abrechnungssystem, das Medizinern die Behandlung von Allergien nicht entsprechend vergütet. „Was wir aber hier kurzfristig im Gesundheitssystem einsparen, müssen wir langfristig teuer mit einem Plus an chronischen Erkrankungen bezahlen.“

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGKAI), Harald Renz, forderte bei der Volkskrankheit Allergien ein generelles Umdenken. „Jedes dritte Kind wächst mit dem Risiko auf, krank zu werden. Trotzdem werden Allergien bagatellisiert. Bei 20 Prozent aller Asthmatiker aber schlagen die Therapien nicht an, ihnen können wir nicht helfen.“

Renz wünscht sich Änderungen in allen Bereichen, angefangen im Medizinstudium und bei der Ausstattung der Universitäten. Für die Zeit nach der Bundestagswahl forderte er die Bundesregierung auf, klinische Spitzenzentren für Allergologie einzurichten. dpa