Alles anders: Silvester-Vorsätze verwirklichen
Berlin (dpa/tmn) - Abnehmen, weniger abhetzen: Gute Vorsätze für das neue Jahr sind leicht gefasst. Doch nur die wenigsten Menschen halten sich dran. Sind Vorsätze also für Katz? Nein, sagen Experten: Mit der richtigen Herangehensweise lässt sich wirklich etwas ändern.
Zum Jahreswechsel ist es Zeit für Besinnung, Bilanzen - und viele, viele gute Vorsätze. Die sind aber meist ein jährlich wiederkehrendes Ritual ohne große Folgen. Haben wir überhaupt eine Chance, unsere Besserungsgelübde zu verwirklichen? Psychologen sagen: Ja - wenn man es richtig angeht.
Die Umsetzungschancen hängen von einer ganzen Reihe von Faktoren ab. Das fängt schon bei der Grundsteinlegung an: „Die Atmosphäre einer Silvesterparty ist realisierungsfeindlich. Vorsätze, die in feucht-fröhlicher Runde formuliert werden, können einen wahren Kern enthalten, aber den hole ich ganz bestimmt nicht an Silvester heraus“, warnt Hans-Werner Rückert, Psychologe an der Freien Universität Berlin.
Hinzu kommt: Es bringt nichts, wenn Vorsätze durch die Erwartungen anderer geprägt werden. „Die Chancen, Vorsätze in die Tat umzusetzen, sind viel größer, wenn sie durch eine nachhaltige persönliche Motivation und nicht durch äußeren Zwang entstanden sind“, sagt Rückert.
Voraussetzung ist eine systematische Herangehensweise. Die beginnt mit einer Bestandsaufnahme. Beispiel Abnehmen: „Sehr hilfreich ist ein Protokoll der Essgewohnheiten“, sagt Mechthild Winkelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Damit kann man ermitteln, wo man sich die Pfunde anfuttert.“ Ähnlich lässt sich verfahren, wenn „mehr Sport“ angesagt ist: Ein Wochenplan mit einem Überblick „Wann bewege ich mich wie viel? Wo sind noch Zeitreserven?“
Stichworte wie Abnehmen oder mehr Sport reichen zur Definition eines Ziels aber nicht aus. Gefragt ist ein konkreter Plan: Wie viele Kilo sollen innerhalb welcher Zeit mit welchen Maßnahmen runter? Wie viel Sport welcher Art soll pro Woche bis zu einem Zeitpunkt x in den Tagesplan eingebaut sein?
Grundsätzlich gilt: Das Ziel muss erreichbar sein, sonst sind Misserfolge und Dauer-Frust programmiert. „Was erreichbar ist, hängt von den eigenen Stärken, aber auch von der richtigen Selbsteinschätzung ab“, sagt Heiko Schulz, Psychologe bei der Techniker Krankenkasse in Hamburg. „Auf jeden Fall macht es Sinn, ein Raster etwa für einen Zeitraum von sechs Monaten aufzustellen: Am Ende steht ein großes Ziel, doch davor gibt es viele Etappen mit kleineren Zwischenzielen.“
Beim Formulieren der Ziele ist eine positive Herangehensweise wichtig. „Statt 'Ich will x Kilo abnehmen' kann man sich auch vornehmen 'Ich will wieder in meinen Lieblingsanzug passen'“, schlägt Rückert vor. Dann werden Fallstricke aus dem Weg geräumt. „Wenn Chips und Schokolade im Schrank liegen, nascht man leicht mal“, warnt Winkelmann.
Die größte Herausforderung ist, bis zum Ziel durchzuhalten. „Für jeden Zwischenerfolg sollten unbedingt Belohnungsmechanismen eingeplant werden“, betont Schulz. Jeder Teilerfolg ist ein Beleg: Ich kann es ja! „Das sollte man sich auch optisch vor Augen führen, zum Beispiel durch Abhaken auf einer Liste“, sagt Rückert.
Misserfolge gehören jedoch dazu. „Ich würde schätzen, dass nur etwa 20 Prozent der Silvestervorsätze tatsächlich realisiert werden“, sagt Schulz. Doch es lohnt sich, Rückschläge zu bilanzieren: War etwa das Ziel zu hoch gesteckt? Das kann man zum kommenden Silvester dann verändern, besser machen.