Auch Gelähmte können selbstständig Auto fahren
Fahrzeuge für Menschen mit Mobilitätseinschränkung werden immer besser. Hersteller rüsten um.
Köln. Der Schauspielstudent Samuel Koch, der nach einem Unfall bei der Fernsehsendung „Wetten, dass..?“ querschnittsgelähmt ist, kann dank modernster Fahrzeugtechnik wieder Auto fahren. Koch ist ein prominenter Vertreter von Menschen mit Mobilitätseinschränkung. Immer mehr Körperbehinderte können sich mittlerweile den Traum vom selbstständigen Autofahren erfüllen. Nötig sind dafür meist Umbauten, deren Kosten aber in aller Regel vom Staat erstattet werden.
„Es ist ein entscheidender Unterschied, ob ich ins Kino fahre oder gefahren werde“, sagt der Theologe Rainer Schmidt in einem Vortrag, den er im Entwicklungscenter von Ford Deutschland in Köln hielt. Es habe starken Einfluss auf die Selbstbewertung „Ich bin stark oder ich bin schwach, bin Gewinner oder Verlierer.“ Schmidt kam fast ohne Arme zur Welt, nur die Oberarme sind teilweise vorhanden. Aber auch mit diesem Handicap fährt er selbstständig mit dem Auto zur Arbeit.
Mit einem handelsüblichen Pkw wäre das nicht möglich. Doch immer mehr Hersteller kooperieren mit Unternehmen, die sich auf den behindertengerechten Umbau von Pkw spezialisiert haben. Beispielsweise baut die schwäbische Firma Paravan Vorrichtungen, mit denen Pedale und Lenker betätigt werden können auch von Menschen, die nicht an diese herankommen. Paravan hat kürzlich das sogenannte „Space Drive System“ entwickelt, mit dem das Fahren nahezu virtuell anmutet: Mir einem Joystick kann der Fahrer Gas geben, bremsen und lenken. Ein Demo-Video zeugt von der Rasanz, mit der die Technik ein Auto über eine Rennstrecke steuert.
Große Hersteller wie Ford bauen immer mehr Modelle, die für Umrüstungen geeignet sind und zudem bereits von vornherein Assistenzsysteme wie Park-Pilot und Rückfahrkamera besitzen, Techniken, die sonst nur in deutlich teureren Fahrzeugen anzutreffen sind. „Wir sind der Anbieter mit der breitesten Palette an behindertengerechten Fahrzeugen“, sagt Raymond Damerow, Verkaufsdirektor bei Ford Deutschland. Mitte nächsten Jahres soll der Eco Sport herauskommen, ein Auto mit erhöhter Sitzposition zum Preis von weniger als 20 000 Euro.
Die Umbauten können allerdings sehr ins Geld gehen. Anfallende Kosten werden aber meist vom Staat übernommen. „Betroffene sollten sich zuerst an uns wenden“, sagt Klaus Vogel, Leiter des Technischen Beratungsdienstes der Bundesagentur für Arbeit. Es gebe allerdings genaue Kriterien, nach denen die Anträge bewilligt werden: So müsse erwiesen sein, dass der Betroffene für den Weg zum Arbeitsplatz keine Öffentlichen Verkehrsmittel benutzen kann, wie etwa bei Rollstuhlfahrern der Fall.
Ganz wichtig sei es auch, vor der Investition in das Fahrzeug, den Antrag zu stellen und mit der Arbeitsagentur in Kontakt zu treten. Denn Rückerstattungen von Kosten aus der Vergangenheit seien ausgeschlossen. Für umfassende Informationen steht die Stiftung „My Handicap“ zur Verfügung.