Bio-Bauer im Gespräch: „Schlachtung gehört dazu“
Stuttgart (dpa/tmn) - Viele wollen nicht wissen, wie das Tier für die Wurst auf ihrem Brot gestorben ist. Sie sehen Fleisch nur als Industrieprodukt. Wieder andere sprechen Tieren einen fast menschlichen Status zu.
Aber gibt es nicht auch einen Mittelweg?
Für Christoph Simpfendörfer ist das Schlachten von Tieren der schwierigste Teil seiner Arbeit. Dennoch hält der Demeter-Landwirt den Verzehr von Fleisch und Wurst für etwas völlig Normales. „Sterben und Töten ist ein Bestandteil des Lebens. Zu jeder Tierhaltung gehört die Schlachtung dazu“, sagte der Betreiber des Reyerhofs in Stuttgart bei der Slow-Food-Messe in Stuttgart (10. bis 13. April) in der baden-württembergischen Landeshauptstadt.
Der frühere Aufsichtsratsvorsitzende des Demeter-Verbandes, der den biodynamischen Landbau vertritt, glaubt, „dass wir wieder ein richtiges Verhältnis zum Tier brauchen“. Denn in unserer Gesellschaft gebe es derzeit zwei Haltungen, die seinem Wesen nicht gerecht würden. Zum einen werde das Tier in der Massenherstellung von Nahrungsmitteln als Industrieprodukt gesehen, zum anderen von manchen zu einer Art Mitmensch erhoben. „Das Tier ist keines von beiden, es gehört irgendwo dazwischen“, sagte Simpfendörfer.
Der Mensch habe die heutige Landwirtschaftskultur nur entwickeln können, weil er das Rind domestiziert, also zum Haustier gemacht habe. „Indem wir das Tier zu uns genommen haben, haben wir ihm die Angst genommen“, sagte Simpfendörfer. Der Mensch gebe ihm Futter, Sicherheit und gute Lebensbedingungen. „Im Tausch dafür schenkt uns das Tier Milch und Fleisch.“
Die Tierhaltung ist auf Demeter-Höfen Pflicht, denn Kühe, Schafe oder Ziegen gehören aus der Sicht der Organisation zu einem funktionierenden Hoforganismus. Sie beeinflussten die Atmosphäre des Bauernhofes und der Landschaft. Außerdem seien die Tiere wichtig für die Bodenfruchtbarkeit, weil sie den Dung lieferten, erläuterte Simpfendörfer. „Die Wiese ist die Mutter des Ackerbodens“, laute daher ein Sprichwort unter Landwirten. „Das wird bei der Veganer-Diskussion nicht beachtet“, kritisiert er. Dennoch sei er froh um jeden Vegetarier, weil damit der heute viel zu hohe Fleischkonsum in den Industrienationen sinke.
Auf Demeter-Höfen ist die Produktion von Fleisch und Wurst auf natürliche Weise begrenzt. Es werden dort nur so viele Tiere gehalten, wie mit der auf dem Hof produzierbaren Futtermenge ernährt werden können. „Wenn man das auf unserem Hof anwendet, kommt dabei ein Sonntagsbraten heraus. Außerdem noch einmal die Woche ein Hackfleisch und dreimal eine Rindersalami oder Rinderlyoner aufs Brot“, erklärte Simpfendörfer.
Er habe nichts gegen Vegetarier, sagte der Landwirt. „Ich möchte nur nicht, dass mir jemand etwas vorschreibt.“ Dass manche mit der Schlachtung nichts zu tun haben wollten, könne er gut verstehen. Das Fleisch- und Wurstessen lässt er sich deshalb aber nicht nehmen.