Schülern geht es nicht gut - Gesundheitsprogramme könnten helfen
Lüneburg (dpa) - Manch Schüler hat gesundheitliche Probleme, manch Lehrer ebenso. Programme an den Schulen könnten Abhilfe schaffen, sagt eine Studie. Bildung und Gesundheit seien voneinander abhängig, betonen die Autoren.
Viele Schüler leiden an Gesundheitsproblemen, doch können Förderungsprogramme in den Schulen das ändern. Zu diesem Schluss kommt eine am Freitag vorgestellte Studie der Krankenkasse DAK und der Leuphana Universität in Lüneburg (Niedersachsen). Danach klagte fast jeder dritte der mehr als 6000 befragten Schüler über Kopfschmerzen, Schlafprobleme, Gereiztheit oder Niedergeschlagenheit. Auch Mobbing und Übergewicht seien Probleme, heißt es in der Studie. 43 Prozent der 10- bis 18-Jährigen beteiligen sich danach mindestens einmal im Monat am sogenannten Rauschtrinken, Jungen trinken dabei häufiger als Mädchen. Jeder fünfte Schüler saß täglich mindestens sechs Stunden vor dem Fernseher. Häufig war das mit Schulproblemen verbunden.
Auch die Lehrer haben ihre Sorgen. So dachte jeder fünfte der mehr als 1200 befragten Pädagogen wegen Symptomen wie Erschöpfung, Depression oder Burnout an eine Frühpensionierung. Die gute Nachricht: Eine Gesundheitsförderung kann die Situation für Schüler und Lehrer spürbar verbessern. „Knapp 70 Prozent der teilnehmenden Einrichtungen verbesserten sich deutlich in Richtung gesunde Schule“, sagte Psychologie-Professor Lutz Schumacher, einer der Projektleiter von der Leuphana Universität. „Eine gute und gesunde Schule ist für uns vor allem geprägt durch eine Gemeinschaft, die Unterstützung bietet, Identifikation ermöglicht und sich durch klare Ziele und Werte auszeichnet.“
Von den 30 teilnehmenden Schulen in sieben Bundesländern hätten 66,7 Prozent ihre selbstgesteckten Ziele zur Gesundheit von Lehrern und Schülern erreicht. Der Anteil der nach eigener Einschätzung „guten gesunden Schulen“ verfünffachte sich von 7,4 auf 40 Prozent. Mit Hilfe einer dreijährigen Förderung sank der Anteil sogenannter Risikoschulen von 60 auf 15 Prozent. An dem von 2007 bis 2013 laufenden Projekt nahmen Schüler aller Schultypen von der Grundschule bis zur berufsbildenden Einrichtung teil. „So haben wir Schüler aller Altersklassen erreichen können“, sagte Schumacher. „Viele Lehrkräfte, Schüler und Eltern waren über die Jahre in dem Projekt engagiert.“
Zu den Schwerpunkten der Projektschulen gehörten etwa ein verbessertes Essensangebot und Ernährungsberatung. Mancherorts wurde mehr Bewegung in den Schulalltag integriert, mit Sportfesten, Fitness-Pässen oder neuen Geräten für die Pausen. Im Kampf gegen Ängste wurden Kummerkästen aufgehängt. Ruheräume und solche für Konfliktlösungen wurden eingerichtet. Jüngeren Schülern wurden Lernpatenschaften und Mentorenprogramme mit Älteren angeboten. Verbindliche Regeln, Anti-Mobbing-Programme und Schlichtergruppen sollten Streit und Stress mindern. „Bildung und Gesundheit bedingen einander“, betonen die Autoren der Studie.
Frühere Studien hätten ergeben, dass die Chancen gesund aufzuwachsen, ungleich verteilt sind. So sind Schüler mit niedrigem Sozialstatus oder Migrationshintergrund deutlich häufiger übergewichtig oder psychisch auffällig. Aber auch Brennpunktschulen konnten von der Projektteilnahme profitieren. „Schulen in strukturschwachen Regionen konnten sich im Vergleich zu Schulen mit günstigeren sozioökonomischen Rahmenbedingungen mindestens genauso erfolgreich zu guten gesunden Schulen entwickeln“, heißt es im Abschlussbericht.