Bionade — ist das noch die „politisch korrekte“ Limo?
Die Szene ist sauer, dass der Hersteller eine Demo gegen Gentechnik nicht mehr unterstützt.
Ostheim/ Rhön. Außenseiter, politisch korrekte Kult-Limo, Gegenentwurf zu Coca-Cola: Bionade hat in der Öko-Szene einen nahezu tadellosen Ruf, oder besser: hatte. Erst wurden 2008 die Preise drastisch erhöht, dann übernahm Nahrungsmittelriese Oetker die Mehrheit.
Jetzt kommt noch hinzu: Das Unternehmen aus Ostheim in der Rhön weigerte sich, anders als in den vorherigen Jahren eine Demonstration gegen grüne Gentechnik und das anschließende Konzert „Rock for Nature“ in Berlin mit ein paar Flaschen Limonade zu unterstützen. Die Szene ist empört und fragt sich: Ist das noch unsere Limo?
Jahrelang hatte das Unternehmen an seinem Image gefeilt. Auf seiner Homepage erzählt Bionade die Geschichte vom Braumeister, der jahrelang, von vielen belächelt, im Badezimmer an der neuartigen Brause bastelt. Eine rein biologische, nach Reinheitsgebot gebraute Limonade, frei von Gentechnik. Den Kunden in der alternativen Szene gefällt, wie es die kleine Brauerei mit der geballten Marktmacht von Coca-Cola & Co aufnimmt und sich behauptet.
Werbesprüche wie „Das offizielle Getränk einer besseren Welt“ passten zur Klientel, etwa 2008 zu den Gegnern des G8-Gipfels in Heiligendamm. Der Siegeszug begann. 2002 wurden zwei Millionen Flaschen verkauft. 2007 waren es schon 200 Millionen. 2009 stieg die zu Oetker gehörende Radeberger-Gruppe mit einem Anteil von 70 Prozent bei Bionade ein. Damals sagte Bionade-Geschäftsführer Peter Kowalsky: „Wir wollen nicht, dass Bionade so etwas wie eine kleine Szene-Limo in Deutschland bleibt.“
Seitdem, so wird in der Szene vermutet, soll es etwas weniger revolutionär zugehen. Für den Erfolg muss Bionade nämlich Kompromisse eingehen. Um die Limo etwa auch in Freibädern verkaufen zu können, werden nun auch Kunststoffflaschen angeboten. Das kommt bei Umweltschützern nicht gut an.
Auf Facebook wird mittlerweile offen von Verrat an denen gesprochen, die Bionade groß gemacht hätten. Die zentrale Zielgruppe werde verprellt. „Das Engagement von Bionade hat sich nicht im geringsten verändert“, versichert dagegen Geschäftsführer Kowalsky. Man bekomme aber so viele Anfragen, dass nicht alle erfüllt werden könnten.
Bionade werde den Einsatz gegen grüne Gentechnik ohne Abstriche fortsetzen, sagt er und spricht von Missverständnissen. Und der Oetker-Konzern weist jede Einflussnahme von sich. „Damit hat Dr. Oetker nichts zu tun“, beteuert Konzernsprecher Jörg Schillinger in Bielefeld.