Brustimplantat-Risse: Bundesinstitut warnt vor Panik

Bonn (dpa) - In Frankreich ziehen Frauen wegen Brustimplantaten mit einem möglicherweise erhöhten Krebsrisiko vor Gericht. In Deutschland geben Experten vorsichtig Entwarnung. Es gebe keinen nachgewiesenen Zusammenhang.

Angesichts der Diskussion um ein mögliches Krebsrisiko durch Brustimplantate aus Frankreich warnt die zuständige Bundesbehörde vor Panik. In Deutschland seien 19 Fälle von Rissen in solchen Brustimplantaten bekanntgeworden, „aber diese Fälle stehen in keinerlei Zusammenhang mit einer Krebserkrankung“, sagte der Sprecher des Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Maik Pommer, mit Verweis auf eine frühere Erhebung. Wie viele Frauen in Deutschland Implantate des französischen Herstellers Poly Implant Prothèses (PIP) erhalten haben, sei dem Bonner Institut nicht bekannt.

In der Regel bekomme eine Frau nach einem solchen Eingriff einen Implantat-Pass mit Angaben zum Hersteller. „Verunsicherte Frauen sollten auf jeden Fall noch mal ihren implantierenden Arzt ansprechen“, riet Pommer. Derzeit werde in Frankreich geprüft, ob es einen konkreten Zusammenhang beispielsweise zwischen gerissenen Implantaten und einer Krebserkrankung gebe. „In Deutschland sind uns jedoch keine Verdachtsfälle von Krebserkrankungen im Zusammenhang mit diesen Implantaten gemeldet worden.“

In Frankreich haben etwa 30 000 Frauen ein solches Implantat. Dort gab es acht Fälle von Krebserkrankungen bei Frauen, deren Implantate gerissen waren und sich durch den Körper verbreiteten. Das Gesundheitsministerium in Paris denkt nach Medien-Angaben vom Dienstag über eine Empfehlung nach, dass diese Frauen ihren Arzt konsultieren und die Brustimplantate möglicherweise entfernen lassen sollen.

Auch das französische Ministerium betonte, dass ein ursächlicher Zusammenhang zwischen den minderwertigen Implantaten und den Krebserkrankungen noch nicht hergestellt sei. Mehr als 2000 Frauen haben seit März 2010 in Frankreich gegen die defekten Implantate vor Gericht geklagt.

„Vielleicht ist es ein Krebsrisiko, das in diesem Umfang ohnehin bei einer so großen Gruppe von Frauen da ist“, meinte Pommer. Oder es gebe eine bestimmte Gruppe von Frauen mit bestimmten Krebs-Risikofaktoren.

Auch die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen glaubt nicht, dass die PIP-Implantate für Deutschland sehr bedeutend sind. „Wir haben im April 2010 die Warnung an unsere Mitglieder weitergeleitet. Darauf haben sich zwei Chirurgen bei uns gemeldet, die mit PIP gearbeitet haben“, sagte Chirurgen-Sprecherin Kerstin van Ark Zeitungen der WAZ-Mediengruppe.

Das bereits im März 2010 aufgelöste französische Unternehmen PIP soll wegen rückläufiger Umsätze mehr als sechs Jahre ein minderwertiges Silikon verwendet haben, wodurch etwa eine Million Euro pro Jahr eingespart worden sein sollen.