Darmspiegelung kann Krebsausbruch verhindern
Bochum (dpa/tmn) - Darmkrebs laut einem neuen Krankenhaus-Report immer öfter frühzeitig erkannt und behandelt. Der Grund: Bei einer vorbeugenden Darmspiegelung wird verdächtiges Gewebe stets direkt entfernt, so dass sich daraus erst gar kein Tumor entwickeln kann.
Darmkrebs wird immer öfter so früh erkannt, dass er nicht im Krankenhaus behandelt werden muss. Das geht aus dem neuen Krankenhaus-Report der Krankenkasse Barmer GEK hervor, der am Dienstag (23. Juli) in Berlin vorgestellt wurde. Grund sei, dass Krebsvorläuferstadien, sogenannte Polypen, bei einer vorsorgenden Darmspiegelung (Koloskopie) nicht nur entdeckt, sondern immer auch direkt entfernt werden. Das erläuterte Prof. Wolff Schmiegel, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft.
Bei circa 30 Prozent derjenigen, die eine Darmspiegelung vornehmen lassen, würden Polypen entdeckt. Drei Prozent der Polypen seien kritisch und könnten sich im Laufe der Zeit zu einem Tumor entwickeln, erklärte Schmiedel. „Wir entfernen aber immer alle Polypen, da nicht unterscheidbar ist, ob sie gefährlich sind oder nicht.“ Dabei handele es sich um Gewebe, das noch kein Krebs, aber auch nicht mehr gesund sei.
Die Entfernung sei problem- und gefahrlos möglich und mit einer extrem niedrigen Rate von Nebenwirkungen verbunden. Dazu gehören unter anderem Verletzungen der Darmschleimhaut und Blutungen. Der Eingriff erfolgt ambulant unter einer leichten Betäubung. Der Patient ist laut Schmiegel danach ansprechbar und kann noch am selben Tag nach Hause gehen. Wer familiär nicht mit Darmkrebs vorbelastet sei, drehe mit einer befundfreien Darmspiegelung sein Erkrankungsrisiko für die nächsten zehn Jahre auf null zurück.
Eine andere Früherkennungsmethode von Darmkrebs ist die Untersuchung des Stuhls auf verborgenes Blut. Findet sich dabei etwas Auffälliges, müsse das in jedem Fall mit einer Koloskopie abgeklärt werden, sagte Schmiegel, der Direktor der Medizinischen Universitätsklinik in Bochum ist. Lässt sich dabei kein Polyp entdecken, reiche es aus, die Spiegelung nach zehn Jahren zu wiederholen.
Nach Angaben des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) übernehmen die Kassen für Versicherte ab 50 Jahren die Kosten für die Stuhluntersuchung. Bis zum 55. Geburtstag zahlt die Kasse diesen Test jedes Jahr, danach alle zwei Jahre. Die Darmspiegelung übernimmt die Kasse ab dem 55. Lebensjahr alle zehn Jahre. Menschen, die familiär vorbelastet sind, empfehle die Krebsgesellschaft eine Koloskopie aber schon ab 40 Jahren, sagte Schmiegel. Ist das Ergebnis unauffällig, reiche es, die Untersuchung fünf Jahre später erneut vorzunehmen.
Das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, liege im Bevölkerungsdurchschnitt bei 6 Prozent. „Jeder direkte Verwandte, der von Darmkrebs betroffen ist, verdoppelt das Risiko“, erklärte der Mediziner. Das heißt, wenn Mutter, Vater, Schwester, Bruder oder ein Großelternteil erkrankt ist, liegt das Risiko bei 12 Prozent. Sind zwei der engsten Verwandten betroffen, betrage es entsprechend 24 Prozent, sagte Schmiegel.