Ein Viertel aller Krankenhauspatienten bekommt Antibiotika

Berlin (dpa) - In deutschen Krankenhäusern liegen heute deutlich mehr Menschen, die mit Antibiotika behandelt werden, als vor knapp zwei Jahrzehnten. Ein massiverer Einsatz müsse aber nicht die Ursache sein, sagen Forscher.

Sie verweisen auf einen statistischen Effekt.

Der Anteil mit Antibiotika behandelter Krankenhauspatienten ist in Deutschland seit 1994 um gut ein Drittel auf 24 Prozent gestiegen. Das berichtete das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin über Ergebnisse einer repräsentativen Stichprobe. Die Autoren der Studie betonen jedoch, dies sei kein Beleg für den häufigeren Einsatz. „Wir glauben vor allem, dass Patienten heute eine deutlich kürzere Verweildauer im Krankenhaus haben“, sagte die Direktorin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der Berliner Charité, Petra Gastmeier.

Früher seien Patienten oft auch nach Ende der Behandlung mit Antibiotika noch einige Tage im Krankenhaus geblieben. Der prozentuale Anstieg müsse daher nicht bedeuten, dass auch in absoluten Zahlen mehr Patienten mit Antibiotika behandelt werden.

Problematisch ist, dass Erreger Resistenzen gegen die Behandlung mit Antibiotika entwickeln können - vor allem, wenn diese gehäuft oder nicht sachgemäß eingesetzt werden. „Die Anwendung von Antibiotika trägt maßgeblich zur Verbreitung solcher Resistenzen bei“, warnte das RKI.

Die Häufigkeit von Krankenhausinfektionen hat sich in Deutschland der Studie zufolge im Vergleich zu 1994 kaum verändert. Rund einer von 30 Patienten (3,33 Prozent) der Stichprobe hat sich demnach während des Aufenthalts im Krankenhaus infiziert (1994: 3,46 Prozent). Darüber hinaus hatte ein Prozent der Patienten bereits eine solche Infektion aus einer anderen Klinik mitgebracht.

In großen Krankenhäusern infiziert sich ein größerer Teil der Patienten. „Das ist eine altbekannte Tatsache, weil dort invasivere Medizin betrieben wird als in Feld- und Wiesenkrankenhäusern“, erläuterte Gastmeier. Die Auswertung ist Teil einer europaweiten Erhebung zur Häufigkeit von Krankenhausinfektionen.

Nach Schätzungen des Bundesgesundheitsministeriums erkranken in Deutschland jährlich 400 000 bis 600 000 Menschen an Krankenhausinfektionen. 7500 bis 15 000 Patienten sterben daran.