Experte warnt vor vielen Arzneimitteln im Alter
Köln (dpa) - Krank durch Arzneimittel: Was absurd klingt, ist nach Expertenmeinung vor allem bei älteren Menschen ein ernstzunehmendes Problem. Eine Liste mit Arzneimittelwirkstoffen soll Ärzten beim Verordnen von Medikamenten helfen.
Doch die Probleme sind vielschichtig.
„In Deutschland sind rund zehn Prozent der Krankenhauseinweisungen bei Menschen über 65 Jahren das Ergebnis von falschen oder zu hoch dosierten Medikamenten“, sagte Prof. Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen. „80 Prozent aller Arzneimittel werden von Menschen eingenommen, die über 65 Jahre alt sind“, sagte Glaeske.
Grundsätzlich gebe es zwei Hauptprobleme bei älteren Patienten: „Erstens leiden Menschen im höheren Alter gleichzeitig an mehreren Krankheiten. Durch die Behandlung treten dann nicht selten Wechselwirkungen auf, die mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden sind.“ Zweitens ließen im Alter die Körperfunktionen nach. „Arzneimittel werden beispielsweise langsamer durch die Niere ausgeschieden, so dass der Wirkstoff dann auch länger im Körper bleibt.“ Dann sei der Schaden durch Medikamente oft größer als der Nutzen.
Um dies zu verhindern, haben Forscher von der Universität Witten/Herdecke Ende 2010 die sogenannte „Priscus-Liste“ veröffentlicht. Dort sind 83 Arzneimittelwirkstoffe aufgeführt, die die Gesundheit älterer Patienten gefährden können. Mit Hilfe der Liste sollen Ärzte hinterfragen, ob ein Medikament tatsächlich verordnet werden muss oder ob es Alternativen gibt. Allerdings sei es für den behandelnden Mediziner oft schwer, den Überblick zu behalten, da viele ältere Leute bei mehreren Ärzten gleichzeitig in Behandlung seien, sagte Glaeske.