Gesundheit beginnt im Mund

Tag der Zahngesundheit: Die Erfolge der Zahngesundheit sind groß. Aber bei Jung und Alt brauchen Zähne mehr Pflege.

Düsseldorf. "Damit Sie auch später noch kraftvoll zubeißen können": Der alte Werbespruch mit dem knackig grünen Apfel ist wahr geworden. "Immer mehr Menschen haben bis ins hohe Alter immer häufiger eigene Zähne", sagt Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer. Das Klappergebiss, das in Opas Wasserglas vor sich hin schlummert, weil es ohnehin schlecht sitzt, ist nahezu verschwunden. Und das bedeutet mehr Lebensqualität: Mit festsitzendem Zahnersatz in stabilen Mundstrukturen kann man besser essen, sprechen und aussehen.

Der demografische Wandel steht im Mittelpunkt des heutigen Tages der Zahngesundheit. "Gesund beginnt im Mund - auch unsere Zähne leben länger" lautet das Motto. Seit 1991 werben Zahnärzte und Krankenkassen an diesem Tag für mehr Vorbeugung. Und die Erfolge sind groß: 70 Prozent der Zwölfjährigen haben heute ein naturgesundes Gebiss. Der Kariesbefall bei Kindern ging seit 1997 um 58,8 Prozent zurück. "Damit liegen wir im internationalen Vergleich ganz oben", lobt Oesterreich.

Auch bei den 65- bis 74-Jährigen sind Karies und Zahnverlust rückläufig: Im Durchschnitt fehlten 2006 in dieser Altersgruppe nur noch 14,2 Zähne, 1997 waren es noch 17,6. "Wir wollen die Erfolge der Prävention bei den Kindern über die Pubertätsphase und das junge Erwachsenenalter fortführen bis in das Seniorenalter", sagt Oesterreich.

Denn Zähne könnten theoretisch mehrere tausend Jahre alt werden - das "zeigen archäologische Funde", sagt Prof. Christian Splieth, Leiter der Abteilung für Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde der Universität Greifswald. Zu viel Zucker und zu wenig Pflege seien meist der einzige Grund dafür, dass die Zähne die rund 100 Jahre eines langen Lebens nicht überlebten.

Bei allen Erfolgen gibt es folgende Problemfelder: Mit länger erhaltenen Zähnen steigt das Risiko für Parodontalerkrankungen. Bereits jetzt leiden mehr als 70 Prozent der Erwachsenen unter einer mittelschweren oder schweren Form der Parodontitis, bei den Senioren sind es sogar fast 90 Prozent.

Und es gibt eine soziale Schieflage: Ein niedriger sozialer Status ist häufig gleichbedeutend mit schlechten Zähnen. So vereinigten zehn Prozent der Kinder 61 Prozent der Karieserfahrung ihrer Altersgruppe auf sich. Die Milchzähne werden schlecht geputzt: "Hier gibt es ein großes Defizit", beklagt Splieth. "Viele Eltern meinen, die fallen ohnehin aus, oder die Kinder könnten das schon selbst. Im Vorschulalter sind sie mit sorgfältiger Mundpflege aber überfordert." Die Folge: Hier gibt es mehr Karies als bei den bleibenden Zähnen bis zum zwölften Lebensjahr.

Milchzähne, so der Zahnmediziner, müssten täglich geputzt werden, und zwar vom ersten Zahn an. "Milchzähne sind wichtig. Sie sorgen dafür, dass die bleibenden Zähne gerade nachwachsen. Werden Milchzähne von Karies zerstört, können auch die bleibenden Zähne geschädigt werden. Zudem steigt das Risiko für Sprachfehler und für schief nachwachsende Zähne. Fehlende Milchzähne sollten also auf jeden Fall ersetzt werden, rät Splieth. Das gehe ganz einfach und schmerzlos.

Zahnbürste: Sobald die ersten Zähne da sind, sollten Eltern sie einmal täglich putzen. Es gibt spezielle Babyzahnbürsten. Wer damit nicht zurecht kommt, kann auch ein Wattestäbchen benutzen oder sich ein Stück Mullbinde um die Fingerspitze wickeln.

Zahnpasta: Ein erbsengroßer Klecks Zahnpasta genügt. Bis zum Schulalter verwendet man Kinderzahnpasta, die 30 bis 50 Prozent weniger Fluor enthält als normale Zahnpasta. Mit zwei oder drei Jahren können Kinder das Zähneputzen selbst lernen, dann sollte auch zweimal täglich geputzt werden. Bis ins Grundschulalter hinein müssen Eltern nachputzen, weil die kindliche Motorik noch nicht ausreicht, um jeden Zahn zu erreichen.