Gute Hoffnung am Kap: „Fair Labour“-Siegel für südafrikanische Weine

Düsseldorf (dpa/tmn) - 19 Jahre nach dem Ende der Apartheid ist ein Teil der Bevölkerung in Südafrika noch immer benachteiligt. Ein neues Ethiksiegel für Wein soll sicherstellen, dass der Rebensaft unter fairen Bedingungen für die meist farbigen Arbeiter erzeugt wurde.

Noch sind es wenige, aber die Zahl schwarzer Weinunternehmer in Südafrika nimmt 19 Jahre nach dem Ende der Apartheid langsam zu. Für den aktuellen Weinjahrgang vom Kap der Guten Hoffnung, der jetzt in den Handel kommt, gibt es nun erstmals ein Ethiksiegel. Es garantiert, dass der Rebensaft unter sozial fairen Bedingungen für die meist farbigen Landarbeiter erzeugt wurde.

„Das "Fair Labour"-Siegel ist weltweit eine Neuheit in den Weinerzeugerländern“, sagte Su Birch, Geschäftsführerin der Exportorganisation Wines of South Afrika und eine der Hauptinitiatoren des Siegels, auf der internationalen Weinfachmesse ProWein (24. bis 26. März) in Düsseldorf. Die ersten zertifizierten Weine mit dem Label „Certified Fair Labour Practice“ konnten dort verkostet werden.

Wer das sogenannte Wieta-Siegel für seinen Wein möchte, muss einen Vertrag mit der regierungsunabhängigen Organisation „Wine Industry Ethical Trade Association“ (Wieta) eingehen. Nur wenn das Abkommen jedes Jahr erneuert wird, ist das Zertifikat auch im Folgejahr gültig. Wieta verbietet unter anderem Kinderarbeit sowie Diskriminierung und fordert existenzsichernde Löhne, Kündigungsschutz sowie das Recht, sich zu organisieren.

Das Ethiksiegel wird ausschließlich einzelnen Weinen verliehen, nicht den Betrieben. Der Grund liegt laut Birch darin, dass ein Erzeuger für seine Weine Trauben von unterschiedlichen Lieferanten beziehen kann: „Die Einhaltung der sozialen Richtlinien muss jedoch über den gesamten Herstellungsprozess rückverfolgbar sein. Deshalb muss jeder Wein einzeln geprüft werden.“ Mit dem Siegel müssen alle Verträge auf den Tisch. Das gilt auch für Vereinbarungen, die Farmer mit eher zwielichtigen Arbeitsvermittlern von Wanderarbeitern eingehen. Damit erhoffen sich Birch und ihre Mitstreiter, dass auch sie künftig besser bezahlt werden.

Momentan tragen 70 Weine auf den Flaschen das Siegel, das die stilisierte Zeichnung einer Frau mit einem Korb voller Trauben vor strahlender Sonne in grau-grünen Tönen zeigt. Bis Ende 2014 sollen Birch zufolge 60 Prozent aller Weinproduzenten Südafrikas zertifiziert sein.

Die Weine vom Kap haben in Deutschland die Konkurrenz aus Chile, Kalifornien und Australien hinter sich gelassen. Nach der aktuellen Statistik 2012/2013 des Deutschen Weininstituts (DWI) rangiert das Weinland auf Platz vier hinter Italien, Frankreich und Spanien.