Herkunft von Fleisch für Verbraucher kaum erkennbar
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Kommt das Freihandelsabkommen zwischen EU und USA zustande, könnten die in der EU gültigen Standards bei Fleisch unterschritten werden. Die Sorge haben Tier- und Umweltschützer.
Es ist ohnehin schwer, die Herkunft von Fleisch zu erkennen.
In den allermeisten Fällen können Verbraucher nicht erkennen, woher ihre Schnitzel oder die Zutaten ihrer Wurst stammen. Nur bei frischem Kalb- und Rindfleisch sei die Herkunft der Ware nachzuvollziehen, sagte Andrea Schauff von der Verbraucherzentrale Hessen. Der Ort von Geburt, Aufzucht und Schlachtung des Tieres lassen sich an Hinweistafeln in der Theke oder auf der Verpackung ablesen. Diese Regeln für Rindfleisch seien in Folge der BSE-Krise erlassen worden.
„Die Vorschriften entfallen aber, wenn das Fleisch verarbeitet wird“, erklärt die Ernährungsexpertin. Bei anderen Tierarten wie Schwein oder Lamm gebe es von vornherein keine Ursprungskennzeichnung. „Und bei unverarbeitetem Geflügel erfährt man die Herkunft nur, wenn die Tiere nicht aus EU-Ländern stammen.“
Umwelt- und Tierschützer befürchten, dass das geplante Freihandelsabkommen zwischen den USA und der Europäischen Union die in der EU gültigen Standards bei Lebensmitteln aufgeweicht werden könnten. Sie sehen die Gefahr, dass dann hormonbehandeltes Fleisch aus den USA nach Europa eingeführt werden könnte. Darauf wiesen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Heinrich-Böll-Stiftung am Donnerstag (8. Januar) in Berlin bei der Vorstellung des „Fleischatlas 2014“ hin.
Mehr Orientierung bei regionalen Waren soll das neue Zeichen „Regionalfenster“ bieten, das derzeit bundesweit eingeführt wird. Es wird Schauff zufolge auch für Fleisch gelten. Es sei allerdings freiwillig, und die Tiere müssten nicht von der Geburt an in der im Kennzeichnungsfeld definierten Region gelebt haben. Es genüge die dortige Mast und Schlachtung. Das Label steht außerdem nicht für bestimmte Tierhaltungs- und Umweltstandards oder ökologische Erzeugung. „Darüber hinaus existieren verschiedene regionale Markenfleischprogramme, in Hessen beispielsweise das Landeszeichen "geprüfte Qualität Hessen", das die Herkunft kennzeichnet“, erläuterte Schauff. Dabei gehen bestimmte Haltungs- und Fütterungsvorschriften über konventionelle Standards hinaus.
Wem eine tierfreundlichere Fleischerzeugung wichtig ist, kann zu Ware mit den beiden zuverlässigen Tierschutzsiegeln greifen: dem Label von der Organisation Vier Pfoten und dem vom Deutschen Tierschutzbund. Beide gelten für Masthühner und Schweine, das Vier-Pfoten-Siegel darüber hinaus für Rinder. „Das Problem ist, dass beide Siegel freiwillig sind und unterschiedliche Standards haben. Das und die verwirrende Vielzahl weiterer Tierhaltungslabel, die überwiegend der Werbung dienen, macht den Fleischeinkauf für Verbraucher schwierig“, sagte Schauff. „Es fehlt ein einheitliches, rechtlich verbindliches Tierschutzsiegel.“
Verbraucher, die grundsätzlich Wert auf eine tier- und umweltfreundliche Erzeugung und gentechnikfreie Fütterung legen, sollten Fleisch aus ökologischer Erzeugung kaufen, rät die Expertin. Diese Produkte sind erkennbar an dem EU-Bio-Siegel. Über dessen Standards hinaus geht Bio-Ware, die zusätzlich mit den Logos der anerkannten Öko-Verbände wie Demeter oder Bioland gekennzeichnet ist.
Service:
Ergänzend zum Fleischatlas gibt es für die Smartphone-Betriebssysteme iOS und Android eine Fleischatlas-App, die als Quiz aufgebaut ist. Die Fragen beziehen sich den Angaben zufolge auf den eigenen Fleischkonsum und dessen Auswirkungen auf das soziale und ökologische Umfeld. Die App ist kostenlos im iTunes-App-Store beziehungsweise bei Google Play erhältlich.