Knochen-Krebs oft nicht erkannt
Plasmoztom: Diese spezielle Sorte übersehen Ärzte oft. Die Folge: Patienten werden falsch behandelt. Bei der Krankheit, auch "Multiples Myelom" genannt, kommt es zu einer Entartung der Plasmazellen.
Wuppertal. Rolf Pelzing erinnert sich noch genau an den Tag, an dem ihm drei Wirbel zusammenbrachen. Er war gerade im Getränkeshop und wollte eine Wasserkiste vom Einkaufswagen ins Auto heben. "Da war dann plötzlich ein stechender Schmerz im Rücken", sagt er. "Ich konnte mich nicht mehr bewegen."
Die Ärzte diagnostizierten: Bandscheibenvorfall. Schon länger hatte der Wuppertaler unter Rückenschmerzen gelitten. Orthopäden hatten versucht, mit Schmerzmitteln zu helfen. Die Ursache fanden sie nicht. Was nicht auffiel: Rolf Pelzing litt häufig unter grippalen Infekten. "Einen Zusammenhang habe ich da nicht gesehen", sagt er.
Die Ärzte auch nicht. Doch heute weiß Rolf Pelzing, dass es diesen Zusammenhang gibt. Denn der Wuppertaler leidet an einem Plasmozytom, einer bösartigen Krebserkrankung der Plasmazellen.
"Die Krankheit ist seit Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt", sagt Heinz Horstkorte. Er ist Vorsitzender der NRW-Selbsthilfegruppe Plasmozytom / Multiples Myelom (PMM). Und er weiß: Pro Jahr erkranken in Deutschland etwa sechs von 100 000 Einwohnern am Plasmozytom.
"Das Tückische ist nur: Viele Ärzte haben das Plasmozytom nicht auf dem Plan, wenn Patienten mit den Symptomen bei ihnen vorstellig werden." Die Selbsthilfegruppe registriert immer noch Unwissenheit bei Medizinern. Das heißt: Die Krankheit wird oft spät erkannt. Man geht von einer großen Dunkelziffer aus.
"Betroffene berichten oft von einer Odyssee, die sie von Arzt zu Arzt geführt hat", sagt Horstkorte. Rückenschmerzen, Infekte - viele landen damit erstmal beim Orthopäden oder Internisten. Dabei wären sie bei einem Onkologen oder einem Hämatologen besser aufgehoben.
Das weiß auch Rolf Pelzing. Immerhin: Er hat es nach Jahren und nach zahlreichen Therapien geschafft, den Krebs in die Schranken zu weisen.
Zurzeit lebt er ein fast normales Leben. Allerdings in dem Bewusstsein, nie mehr ganz gesund zu werden. "Die Krankheit schleicht hinter einem her", sagt er. Und er weiß: "Sie kann jederzeit wieder die Oberhand gewinnen."