Prävention: Haben Sie sich schon impfen lassen?
Nicht nur Kinder sollten regelmäßig geimpft werden, auch Erwachsene können gegen bestimmte Krankheiten vorbeugen. Aber die Nebenwirkungen sind nicht zu unterschätzen.
<strong>Düsseldorf. Kaum ein medizinisches Thema wird so leidenschaftlich diskutiert wie das Impfen: Für die einen ist es die Erfolgsgeschichte der modernen Medizin schlechthin, die anderen warnen vor den zahlreichen Nebenwirkungen. Da es in Deutschland keine Impfpflicht gibt, muss jeder selbst abwägen, gegen welche Krankheiten er sich präventiv schützen lassen will. Behörden bieten aber Ratgeber und Online-Datenbanken, die bei der Entscheidung helfen. So hat die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin Ende Juni eine aktualisierte Liste der tatsächlichen und vermuteten Nebenwirkungen aller 41 in Deutschland zugelassenen Impfstoffe veröffentlicht. Neben beobachteten Begleiterscheinungen finden Leser auf 34 Seiten auch Hypothesen und unbewiesene Behauptungen bezüglich der Impfstoffe. Laien sollten zum besseren Verständnis bei der Lektüre allerdings ein medizinisches Fachlexikon zu Rate ziehen. Seit Mai informiert auch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen (Hessen) in einer Online-Datenbank über mögliche Komplikationen und Nebenwirkungen von Impfungen. Die Schwesterbehörde des RKI ist für die Überwachung und Zulassung von Impfstoffen zuständig. Auf ihren Internetseiten sind alle Verdachtsfälle verzeichnet, die seit Inkrafttreten des neuen Gesetzes zum Infektionsschutz Anfang 2001 gemeldet wurden. Künftig sollen auch die Daten bis Anfang 1992 online abrufbar sein. Zwar seien nicht alle Einträge für Laien verständlich - trotzdem richte sich die Datenbank explizit auch an Patienten, sagt PEI-Sprecherin Susanne Stöcker.
Jeder Arzt muss über eventuelle Nebenwirkungen aufklären
Allein gelassen sind Impfwillige in Deutschland schon per Gesetz nicht: Jeder Arzt ist verpflichtet, Patienten über etwaige Nebenwirkungen einer Schutzimpfung aufzuklären. Grundsätzlich beruhen alle Impfungen auf dem gleichen Prinzip: Das Immunsystem soll unter kontrollierten Bedingungen für den Verteidigungsfall trainieren können. Durch den Kontakt mit abgetöteten, harmlosen Erregern oder künstlich hergestellten Erregerteilen wird das molekulare Gedächtnis der Abwehrzellen trainiert. Bei einer Ansteckung kann das Immunsystem dann schnell reagieren: Die Infektion wird eingedämmt, und mitunter wird ein Ausbruch der Krankheit komplett verhindert.Allerdings sind die einzelnen Impfstoffe nicht für jeden verträglich: Nach den Empfehlungen der STIKO verbietet sich eine Impfung etwa bei Allergien gegen Bestandteile des Wirkstoffs. So reagieren manche überempfindlich auf die Antibiotika Neomycin und Streptomycin oder auch auf Hühnereiweiß. Spuren von Hühnereiweiß finden sich in Impfstoffen gegen Gelbfieber und Grippe.
Schwangere sollten zudem laut der STIKO auf Behandlungen mit Lebend-Impfstoffen verzichten, die etwa zum Schutz vor Masern, Mumps, Röteln oder Windpocken eingesetzt werden. Grundsätzlich sei eine Schutzimpfung gegen diese Krankheiten aber sowohl für Erwachsene wie auch für Kinder ab dem Säuglingsalter ratsam.
Außerdem empfehle sich ein Impfschutz gegen Hepatitis B, Diphtherie, Keuchhusten, Tetanus, Kinderlähmung und den vor allem für Kleinkinder gefährlichen Erreger Haemophilus Influenzae Typ B. In Sachsen wird zudem die Schutzimpfung gegen Hepatitis A angeraten.
Künftig sollen die gesetzlichen Krankenkassen zudem die Kosten für die von der STIKO empfohlenen Impfungen übernehmen. Bisher war die Kostenübernahme eine freiwillige Leistung der Kassen.
Leichtsinn Erwachsene vernachlässigen ihren Impfschutz. Dabei wird das Immunsystem mit zunehmendem Alter schwächer.
Standard Diphtherie und Tetanus sollten alle zehn Jahre aufgefrischt werden. Andere Kinder-Standardimpfungen müssen im Erwachsenenalter nicht mehr aufgefrischt werden. Das gilt auch für Kinderlähmung.
Fremdschutz Keuchhusten ist gefährlich für Säuglinge, deshalb sollten die Eltern geimpft sein.