Mammographie: Ärger um Brustkrebs-Vorsorge
Weil in Hilden ein Ärztezentrum die Untersuchung anbietet, darf künftig das Brustzentrum in Haan Kassenpatienten nicht mehr behandeln.
Haan. Hilde Sommer ist 37 Jahre alt. Weil zwei ihrer Tanten an Brustkrebs erkrankt sind und sie erblich vorbelastet sein könnte, möchte ihre Frauenärztin sie zur Mammografie schicken. Früher hat die Ärztin diese Röntgenuntersuchungen der Brust in ihrer eigenen Praxis vorgenommen. Inzwischen überweist sie ihre Patientinnen auch an radiologische Institute, Praxen oder seit 1976 an das Haaner St. Josef Krankenhaus.
Allerdings brauchen die Radiologen an den Krankenhäusern eine so genannte Ermächtigung durch die Kassenärztliche Vereinigung (KV), um die Mammografien auch bei Kassenpatienten durchführen zu können. Im Falle des Haaner Krankenhauses gilt die Ermächtigung nur noch bis zum 30. September - und soll dann laut KV-Sprecherin Karin Hamacher nicht wieder erneuert werden. Das bedeutet, dass an dem Haaner Krankenhaus in Zukunft nur noch Privatpatientinnen Termine für diese Röntgenuntersuchung erhalten.
Die KV stellt die Ermächtigung immer für einen Zeitraum von zwei Jahren aus. "Dann muss sie neu beantragt werden, und wir überprüfen, ob wir unseren Sicherstellungsauftrag noch erfüllen", sagt die KV-Pressereferentin. Das bedeutet: "Wenn wir eine Ermächtigung ausstellen, geschieht das immer aus der Notsituation heraus, dass die niedergelassenen Ärzte in der Umgebung die Zahl der notwendigen Untersuchungen aus personellen Gründen oder weil sie nicht im Besitz der Geräte sind, nicht leisten können", sagt Karin Hamacher. Im Fall des Haaner St. Josef Krankenhauses sind das immerhin 5000 Mammografien, die pro Jahr angefertigt und ausgewertet werden müssen. Die sollen nun von einem laut KV erst kürzlich gegründeten medizinischen Versorgungszentrum in der Nachbarstadt Hilden übernommen werden.
Also muss auch Hilde Sommer jetzt nach Hilden statt nach Haan fahren. KV-Sprecherin Karin Hamacher verteidigt die Entscheidung der Kassenärztlichen Vereinigung, die Genehmigung nicht wieder zu erteilen: "Es nützt nichts, wenn das Krankenhaus die Ermächtigung bekommt, aber der niedergelassene Arzt in der Nachbarschaft nicht genügend Patienten hat. Wir haben da eine Fürsorgepflicht gegenüber unseren Mitgliedern."
Und die Mitglieder der Kassenärztlichen Vereinigung sind die niedergelassenen Ärzte. Wenn sie in der Lage sind, die Zahl der bislang im Krankenhaus durchgeführten Mammografien bei sich in der Praxis vorzunehmen, erneuert die Kassenärztliche Vereinigung die Ermächtigung für das Krankenhaus beziehungsweise den dort zuständigen Radiologen nicht.
"Wir würden die Mammografien gerne weiter machen und haben Widerspruch bei der Kassenärztlichen Vereinigung eingelegt", sagt Cerstin Tschirner, Sprecherin des K-plus-Verbundes, zu dem auch das Haaner St. Josef Krankenhaus gehört. "Schließlich ist diese Untersuchung schon lange eine Spezialdisziplin am Haaner Krankenhaus und fester Bestandteil des Brustzentrums", sagt sie und verweist auf die 30-jährige Erfahrung der radiologischen Abteilung der Klinik. Tschriner: "Die Mammografie war immer ein Aushängeschild des Krankenhauses."
Name Die Mammographie ist eine spezielle Röntgenuntersuchung der Brust. "Mamma" ist der lateinische Name für die weibliche Brust. "Graphie" kommt aus dem Griechischen und kann mit Aufzeichnung oder auch Darstellungsverfahren übersetzt werden.
Geräte Mammographie erfolgt an speziellen Röntgengeräten, die besonders kontrastreiche Aufnahmen liefern. Darauf kann der Arzt feine Unterschiede in Dichte und Zusammensetzung des Gewebes erkennen. Selbst winzige Verkalkungen, häufig ein erster Hinweis auf Brustkrebs, können nachgewiesen werden. Je früher Brustkrebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen.
Ablauf Die Brust wird zwischen Röntgenröhre und Filmtisch gelegt und vorsichtig zusammengedrückt. Dabei ist die Bildqualität umso besser und die Strahlenbelastung um so geringer, je mehr die Brust komprimiert wird.