Verkehr: Auch im Alter sicher unterwegs
Mit den Lebensjahren verändern sich Körper und Geist. Um im Verkehr sicher zu fahren, lohnt ein Training.
Düsseldorf. Die heutige Generation der über 60-Jährigen ist mit der vor 30 Jahren nicht mehr vergleichbar. Als alt wollen sie sich schon gar nicht bezeichnen, sind sie doch nicht selten aktiver als mancher Jungspund. Hinzu kommen bessere Arbeits- und Lebensbedingungen, eine höhere Lebenserwartung und ein größerer Wohlstand als noch von drei Jahrzehnten.
Das gilt auch für die Mobilität, die für über 60-Jährige ein großes Stück Lebensqualität bedeutet. So überrascht es nicht, dass 95 Prozent der Männer und 72 Prozent der Frauen über 60 einen Führerschein besitzen. "Und es werden immer mehr", sagt Ulrich Wetzels, Verkehrspsychologe beim Tüv Rheinland. Denn gerade wenn das Laufen beschwerlich wird, ist man auf ein Auto angewiesen. Ob für Besuche bei Kindern und Freunden, zum Einkaufen oder für die Freizeit - mit einem Fahrzeug fühlen sich die meisten auch gesellschaftlich integrierter. Im Jahr 2050 erwarten Experten einen Anstieg der über 60-Jährigen auf 36,8 Prozent der gesamten deutschen Bevölkerung.
Doch wer älter wird, hat auch mit körperlichen Veränderungen und nicht selten mit Krankheiten zu kämpfen. Die wiederum können sich auf das Autofahren ungünstig auswirken und im schlimmsten Fall zu Unfällen führen. Damit es soweit gar nicht erst kommt, bietet der Tüv Rheinland gemeinsam mit der Verkehrswacht Köln spezielle Fahrsicherheits-Trainings für die Generation 60plus an. Die Inhalte sind auf ältere Teilnehmer zugeschnitten. "Ziel ist es, die Mobilität und Lust aufs Autofahren zu erhalten", sagt Wetzels. "Praxisnahe Tipps sollen helfen, eventuelle Einschränkungen auszugleichen."
Konkret heißt das: In Theorie und Praxis wird das Wissen und Können der Teilnehmer aufgefrischt und ergänzt. Das Programm findet auf einem Trainingsgelände statt und wird von Trainern betreut. Richtiges Bremsen, Sitzen, Kurvenfahren und Ausweichen werden trainiert. Außerdem lernen die Teilnehmer die Assistenzsysteme - beispielsweise das Anti-Blockier-System (ABS) - des eigenen Fahrzeugs kennen. "Oft wissen die Fahrer nicht, was in dem Moment passiert, weil sie es noch nie ausprobiert haben", so Wetzels. Indem sie die Möglichkeiten ihres Autos kennen lernen, werden sie sicherer.
Im etwa zweistündigen Theorieteil setzen sich die Teilnehmer mit Situationen im Straßenverkehr auseinander, die sie im Alltag erlebt haben. Informationen über die alterstypischen körperlichen und geistigen Veränderungen ergänzen das Programm.
Dass solche Trainings nicht nur für Ältere, sondern auch für junge Autofahrer sinnvoll und wichtig sind, ist den Experten durchaus bewusst. Da die Bevölkerung aber immer älter wird und mit ihr auch die Zahl der älteren Fahrer steigt, soll durch derartige Trainings der Umgang mit der eigenen veränderten körperlichen Leistungsfähigkeit geschult werden. Verkehrspsychologe Wetzels: "Die Unfallbeteiligung der über 60-Jährigen steigt wieder an. Und verschiedene Studien belegen, dass viele Fahrer nach eigener Auskunft an Kreuzungen, beim Linksabbiegen mit Gegenverkehr, beim Überholen oder Einbiegen in eine Hauptstraße Mühe haben."
Sehen Mit zunehmendem Alter lässt die Tagessehschärfe nach. Die Augen können sich auch immer schlechter an Hell-Dunkel-Kontraste anpassen, was zu einer Blendempfindlichkeit führen kann. Außerdem dauert die Umstellung von Nah- auf Fernsehen länger, so zum Beispiel, wenn der Fahrer vom Tacho auf die Fahrbahn sieht. Hinzu kommt, dass in der Dämmerung kontrastarme Gegenstände nur schwer erkannt und Bewegungen am Rande des Gesichtsfelds nicht optimal wahrgenommen werden.
Hören Leichte akustische Signale wie ein Warnton im Auto werden nicht mehr so gut gehört. Schwer ist es im Alter auch, die Richtung eines Geräusches präzise zu orten.
Bewegungsapparat Mit den Jahren lässt die Muskelkraft nach, die Feinkoordination nimmt ab und die Beweglichkeit wird eingeschränkter.
Konzentration Wegen abnehmender Konzentration und Reaktion brauchen Ältere länger, um Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten.