Gesundheit: Bakterien, die Gefahr für Klinikpatienten
Mangelnde Hygiene und unnötiger Antibiotika-Einsatz sind schuld.
<span style="font-weight: bold;">Berlin. In deutschen Kliniken stecken sich jährlich eine halbe bis eine Million Patienten mit mehrfachresistenten Bakterien an. Das geht aus dem am Donnerstag in Berlin vorgestellten Bericht "Krank im Krankenhaus" der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene und der Allianz Versicherung hervor. Bei Patienten auf Intensivstationen liege das Infektionsrisiko bei mehr als 15 Prozent. Die multiresistenten Bakterien entstünden unter anderem durch wahllosen und unnötigen Antibiotikaeinsatz und mangelnde Hygiene in Krankenhäusern.
So konnten sich "Superbakterien" wie der multiresistente Staphylococcus aureus entwickeln. Diese seien leicht übertragbar, schwer zu bekämpfen und die häufigste Ursache für lebensbedrohliche Infektionen.
"Der Medizin ist es bisher nicht gelungen, für dieses brennende Problem eine befriedigende Lösung zu finden", sagt der Leiter der Abteilung Leistungs- und Gesundheitsmanagement bei der Allianz-Krankenversicherung, Michael Wiechmann. "Diese Infektionen sind allein deshalb eine ernst zu nehmende Gefahr, da sie den Großteil aller Komplikationen im Krankenhaus ausmachen."
Nach Angaben von Prof. Markus Dettenkofer vom Universitätsklinikum Freiburg leiden insgesamt rund vier Prozent der Patienten in Kliniken an dort erworbenen Infektionen. Dazu zählten etwa Wundinfektionen, Lungenentzündung, Harnwegsinfektionen und Blutvergiftung. Insgesamt würden 17 Millionen Patienten pro Jahr in deutschen Kliniken behandelt.
Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) forderte eine bundesweite Präventionsstrategie. Die Politik müsse endlich das Problem der Krankenhaushygiene in Deutschland oben auf ihre Agenda nehmen, sagte DGKH-Präsident Axel Kramer.
In der EU infiziert sich jeder zehnte Klinikpatient. Jedes Jahr stürben 50 000 Menschen an solchen Krankheiten, die oft von Arzneimittel resistenten Erregern ausgelöst werden, berichtete kürzlich das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten. Jährlich stecken sich in Kliniken der EU demnach etwa drei Millionen Menschen an. Tendenz steigend.