Kreuzallergien: Was Betroffenen helfen kann

Hannover (dpa/tmn) - Pollenallergiker vertragen häufig auch bestimmte Nahrungsmittel nicht. Diese Reaktion bezeichnen Fachleute als Kreuzallergie. Meist hilft nur der Verzicht auf das betreffende Lebensmittel.

Allerdings sollte man dabei nicht auf eigene Faust handeln.

Der Biss in den Apfel löst unangenehmes Kribbeln im Mund aus. Dem Genuss von Sellerie folgen Bauchkrämpfe. Solche Reaktionen auf ein Nahrungsmittel können die Folge einer bereits vorhandenen Pollenallergie sein. Mediziner sprechen von einer pollenassoziierter Nahrungsmittelallergie oder Kreuzallergie: Das Immunsystem ist auf ein Pollenallergen sensibilisiert und reagiert dann auch auf ähnliche Strukturen aus anderen Pflanzen.

„Im Erwachsenenalter spielen Kreuzallergien eine große Rolle“, sagt Jörg Kleine-Tebbe von der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGKAI). „Wir schätzen, dass allein fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung auf Birkenpollen allergisch sind.“ Verantwortlich ist ein Stresseiweiß, mit dem sich die Birke gegen Viren, Bakterien und Umweltstress schützt. Dieses Eiweiß enthalten andere Baumpollen und pflanzliche Nahrungsmittel in ähnlicher Form. Das menschliche Immunsystem wird so getäuscht. „70 Prozent der Birkenpollenallergiker reagieren deshalb allergisch auf Äpfel, Haselnüsse, Kirschen, Pfirsiche, Karotten, Sellerie und sogar auf Soja.“

Vielfach rufen nur rohe Nahrungsmittel Kreuzreaktionen hervor. Die allergieauslösenden Eiweiße werden in ihrer natürlichen Form durch Kochen oder auch die Magensäure zerstört. „Die körperlichen Reaktionen auf den Genuss der Nahrungsmittel sind meist lokale Reaktionen wie Rötung, Anschwellen oder Juckreiz der Schleimhaut im Mund und Rachen. Man spricht auch vom Oralen Allergiesyndrom“, sagt Prof. Thomas Werfel von an der Medizinischen Hochschule in Hannover. Anders als bei klassischen Nahrungsmittelallergien sind Reaktionen wie Asthmaanfälle vergleichsweise selten. „Sie können im Einzelfall jedoch sehr gefährlich werden, wenn zum Beispiel der Hals komplett zuschwillt“, warnt Kleine-Tebbe.

Eine pollenassoziierte Nahrungsmittelallergie kann in jedem Lebensalter beginnen - immer dann, wenn der Körper auf die primären Auslöser sensibilisiert ist. „Viele Patienten entwickeln den Heuschnupfen auf Birkenpollen und gleichzeitig die Nahrungsmittelallergie“, sagt Werfel.

„Bei Heuschnupfen wird üblicherweise eine Pollendiagnose gemacht. Die Nahrungsmittel werden dabei leicht vernachlässigt“, sagt Sabine Schnadt vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) in Mönchengladbach. Es habe jedoch keinen Sinn, immer gleich auf alle verdächtigen Nahrungsmittel zu verzichten. „Dieser Verzicht wäre unnötig groß und könnte zur Unterversorgung mit bestimmten Nährstoffen führen.“

Schritt zwei ist der Nachweis der Sensibilisierung. Bei Erwachsenen werde häufig zuerst ein Pricktest auf der Haut durchgeführt, sagt Kleine-Tebbe. Die Alternative ist eine Blutuntersuchung, auch als IgE-Test bezeichnet. Nur wenn die Anamnese und die Testergebnisse nicht stimmig sind, wird eine Provokation mit Nahrungsmitteln in einem spezialisierten Zentrum durchgeführt.

Die Therapie verläuft mehrgleisig: Der Patient sollte auf das Nahrungsmittel verzichten, auf das er reagiert, oder, falls ihn nur rohe Zutaten plagen, diese nur in gekochter Form verzehren. Nur: Nüsse oder Sellerie sind oft verdeckt in Lebensmitteln enthalten. Das erschwert den Verzicht. „Für eine solche Umstellung ist eine Ernährungsberatung sehr hilfreich“, sagt DAAB-Expertin Schnadt. Bei schweren Symptomen ist allerdings der Griff zu antiallergischen Medikamenten häufig unumgänglich.