Labelchaos im Supermarkt: Bio-Siegel zur Orientierung
Berlin (dpa/tmn) - Viele Verbraucher legen Wert auf Fleisch aus artgerechter Haltung und auf Möhren oder Kartoffeln, für die der Boden nicht mit Dünger überschüttet wurde. Nur woran erkennt man das?
Etliche Siegel bieten Orientierung - wenn man weiß, wofür sie stehen.
Der Kauf von Bio-Lebensmitteln kann durch die Vielzahl an Zeichen und Siegeln schnell zum Ratespiel werden. Was steht wofür, und welchem Siegel kann ich wirklich trauen? Judith Hübner von der Verbraucher Initiative gibt Entwarnung: Alles halb so wild. „Der Begriff 'Bio' ist bei Lebensmitteln rechtlich geschützt.“ Wo „Bio“ draufsteht, muss auch Bio drin sein. Trotzdem lohnt der genaue Blick auf die verschiedenen Siegel - der Teufel steckt bekanntlich im Detail.
Das am häufigsten verwendete Zeichen ist das Bio-Siegel. Das gibt es in zwei Ausführungen: Als weißes Sechseck mit grünem „Bio“-Schriftzug wird es vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft verliehen. Die Variante der Europäischen Union ist ein aus weißen Sternen geformtes Blatt auf grünem Grund. „Das Bio-Siegel ist als Richtwert für die meisten Verbraucher gut geeignet“, sagt Hübner. Damit könnte der Kunde sicher sein, dass Mindeststandards ökologischer Lebensmittelerzeugung eingehalten werden.
Mehr als Mindeststandards müssen Hersteller für die Siegel erfüllen, die von spezialisierten Anbau- und Bauernverbänden vergeben werden. „Diese Verbände haben oft viel strengere Kriterien als der Gesetzgeber“, erklärt Hübner. Das Demeter-Siegel findet sich beispielsweise nur auf Produkten aus biologisch-dynamischer Landwirtschaft, das Bioland-Siegel weist auf besonders bodenfreundlich produzierte Güter hin.
Verliehen werden die Siegel von Verbänden, die meistens den gleichen Namen tragen wie ihre Zeichen. Manche Verbandssiegel gelten nur für bestimmte Produkte - Ecovin etwa ist ein Zeichen für ökologisch angebauten Wein, Neuland für Fleischprodukte aus artgerechter Handlung.
Die dritte große Gruppe der Siegel sind Zeichen großer Einzelhandelsketten. Bei denen gehe es aber nicht in erster Linie um Kundeninformation, sagt Hübner: „Die Ketten versuchen sich mit diesen Zeichen als Marke auf dem Bio-Markt zu etablieren.“ Die für die Siegel geltenden Kriterien gingen nur selten über den gesetzlichen Mindeststandard hinaus. Kunden sollten deshalb lieber auf das gesetzliche Bio-Siegel als auf freiwillige Herstellerangaben vertrauen.
Genauere Informationen über die verschiedenen Siegel gibt es auf einer Internetseite der Verbraucher Initiative: In der Label-Suchmaschine werden alle gängigen Siegel - nicht nur für Lebensmittel - ausführlich erläutert und hinsichtlich ihres Informationsgehalt bewertet.