Liegt man im Wasserbett gesund?
Die Experten sind sich uneins: Für die einen ist die Matratze ein Segen. Andere befürchten, dass sie eher schadet.
Sindelfingen. Für die einen ist es der Gipfel der Entspannung, für die anderen ein Alptraum. Das Wasserbett polarisiert - und zieht doch immer mehr Menschen auf die Seite seiner Anhänger. Laut der Möbelexpertin Doris Haselmann aus Nürnberg schlafen mittlerweile knapp fünf Prozent der Deutschen auf Wasser.
"Gute Wasserbetten gibt es ab 2000 Euro aufwärts", sagt Angela Heinemann vom Fachverband Wasserbett. Die Matratze besteht aus weichem Spezial-Vinyl und wird mit Wasser gefüllt. Dieses Wasser wird über ein Heizsystem auf die eingestellte Temperatur erwärmt. Zwischen Rahmen und Matratze liegt eine Sicherheitsfolie, darunter das Heizsystem mit dem Temperaturfühler.
Käufer haben die Wahl zwischen Hardside- und Softside-Wasserbetten: "Hardside waren die ersten Systeme", erklärt Heinemann. Ein stabiler Bettrahmen nimmt bei ihnen die Wassermatratze in sich auf und schließt bündig mit ihr ab. Softside-Wasserbetten seien dagegen "selbsthaltend": Sie könnten in jeden beliebigen Bettrahmen gebaut werden oder frei stehen.
Gerade für Hausstaub-Allergiker können Wasserbetten interessant sein. "Das Matratzenvinyl kann feucht abgewischt werden", erklärt Heinemann.
Umstritten bleibt, wie gesund Wasserbetten sind. "Wasserbetten bieten eine optimale Körperanpassung bei geringstmöglichem Auflagedruck", sagt Heinemann. Das Blut könne ungehindert zirkulieren, das fördere die Muskel- und Bandscheibenregeneration, verringere das Taubheitsgefühl in den Gliedmaßen und ermögliche ruhigen Schlaf. In normalen Betten sei der Auflagedruck dagegen oft zu hoch. Die Folgen könnten eine beeinträchtigte Blutzirkulation, Rückenschmerzen und nächtliche "Wälzorgien" sein.
Ob weniger oder gar kein nächtliches Wälzen ein Vorteil ist, darüber sind sich Experten jedoch nicht einig. "Die Bandscheiben brauchen auch nachts Bewegung, um ausreichend Flüssigkeit und Nährstoffe aufzunehmen", argumentiert Detlef Detjen, Geschäftsführer der Aktion Gesunder Rücken. Ein gesunder Mensch müsse bis zu 60 Mal pro Nacht die Schlafposition wechseln. Auch Florian Heidinger, Geschäftsführer des Ergonomie Instituts München, sagt, dass Gelenke nachts bewegt werden müssen. Aber wie oft, sei wissenschaftlich nicht belegt.
"Es gibt keine Diagnose, die den Schlaf auf Wasser von vornherein ausschließt", sagt dagegen Walter Pitzer, Facharzt für Orthopädie aus Gladenbach bei Marburg. Dass die Beine höher liegen, könne sich positiv auswirken, unter anderem bei Hexenschüssen, Bandscheibenvorfällen, Rheuma oder Krampfadern.
"Wasserbetten sind ursprünglich für Krankenhäuser entwickelt worden", erklärt Detjen. Aus orthopädischer und schlafmedizinischer Sicht seien sie für den Hausgebrauch aber nicht unbedingt zu empfehlen. Ein wichtiges Argument gegen Wasserbetten sei, dass der Körper bei Veränderungen wie etwa einer Schwangerschaft zu tief in das Bett einsinke und die Beine zu hoch lägen. Anders als beim Lattenrost könne das Bett dann nicht angepasst werden.
Viele Menschen fürchten zudem, dass sie im Wasserbett hin und her schaukeln und dadurch schlecht schlafen oder sogar seekrank werden. Heinemann hält diese Befürchtung für unbegründet. Denn spezielle Vliese in der Matratze saugten sich voll Wasser und dämpften die Bewegung. Je stärker die Vliesberuhigung, desto geringer die Nachbewegung. Der Fachhandel biete alle Abstufungen an, von völlig unberuhigten Systemen, bis hin zu starken Beruhigungsstufen.
Für Paare ist ein sogenanntes Dual-System mit zwei getrennten Matratzen laut Heinemann komfortabler. Denn sie ermöglichten beiden Partnern, die für sie optimale Vliesberuhigung auszuwählen.