Medizin: Schutz vor Darmkrebs
Wer zur Vorsorge geht, kann ein Ausbrechen der Krankheit frühzeitig verhindern.
Düsseldorf. Darmkrebs ist eine der wenigen Krebserkrankungen, die sich durch Vorsorgeuntersuchungen fast hundertprozentig verhindern lässt. Prof. Joachim Erckenbrecht, Chefarzt der Inneren Medizin und Gastroenterologie des Florence-Nightingale-Krankenhauses, erklärt im Interview wieso.
Erckenbrecht: Dickdarmkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen. Es gibt etwa 70.000 Neuerkrankte und 35.000 Todesfälle in Deutschland. Und das obwohl deutlich mehr als die Hälfte dieser Dickdarmkrebsfälle und der Todesfälle vermeidbar wären. Das liegt daran, dass zwischen der Entwicklung erster Vorstufen von Dickdarmkrebs und dem tatsächlichen Auftreten von nicht mehr operierbarem Dickdarmkrebs eine Zeitspanne von etwa zehn Jahren liegt. Das heißt, wir haben lange Zeit, gutartige Vorstufen zu sehen, sie zu entfernen und damit das Feld zu beseitigen, in dem dieser Krebs entsteht.
Erckenbrecht: Ja, weil sie sowohl die Möglichkeit bietet, Krebs zu entdecken, als auch gefundene Vorstufen, Polypen, sofort zu entfernen.
Erckenbrecht: Neuere Zahlen zeigen, dass die Krebsneuerkrankungen mit Anfang des 50. Lebensjahres steigen. Ab diesem Jahr ist eine Vorsorgeuntersuchung sinnvoll. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten der Untersuchung (zwischen 300 und 400 Euro) erst ab dem 56. Lebensjahr. Wer allerdings erblich vorbelastet ist, sprich ein Verwandter ersten Grades war erkrankt, sollte sich zehn Jahre früher untersuchen lassen, als die Krankheit bei dem Verwandten aufgetreten ist.
Erckenbrecht: Die Spülflüssigkeit zu trinken, ist wirklich unangenehm. Der sehr salzige Geschmack kommt von einer Substanz, mit der die Flüssigkeit versetzt ist. Diese verhindert, dass das Wasser, das man zu sich nimmt, aufgenommen wird. Die nicht aufgenommene Flüssigkeit, die im Darm verbleibt, sorgt dann dafür, dass dieser gereinigt wird. Dies ist notwendig, damit bei der Untersuchung alle Unregelmäßigkeiten sichtbar werden. Meist trinkt man die Flüssigkeit in zwei Etappen. Einmal am Nachmittag des Vortages und einmal am Morgen des Untersuchungstages. Insgesamt muss der Patient ungefähr zwei Liter trinken. Das ist notwendig, weil nur diese Menge an Flüssigkeit die Darmtätigkeit anregt und dann für die Entleerung sorgt. Damit diese Flüssigkeit nicht ganz so schrecklich schmeckt, kann man sie beispielsweise mit Apfelsaft versetzen. Bei einigen kann die Reinigung auch zu Übelkeit und Krämpfen führen. Die meisten Patienten sagen, dass diese Prozedur das eigentlich Unangenehme an der Untersuchung ist. Die Spiegelung selber ist nicht schlimm, da die Patienten eine Schlafspritze bekommen.
Erckenbrecht: Nur 15 Prozent der Frauen und 12 Prozent der Männer zwischen dem 56. und 75. Lebensjahr gehen zu einer Vorsorgeuntersuchung. Das ist viel zu wenig. Schließlich geht es bei der Untersuchung nicht darum, Krebs zu diagnostizieren, sondern die Vorstufen zu finden und Krebs zu verhindern.