Medizin: Hypochondrie – ernstes Leiden

Bertroffene brauchen eine Verhaltenstherapie.

Düsseldorf. "Der schon wieder", mag mancher Arzt denken, wenn ein Patient nach kurzer Zeit erneut mit unerklärlichen Beschwerden auftaucht. Klagte der Mann vergangene Woche noch über heftige Brustschmerzen und die Sorge, einen Herzinfarkt erlitten zu haben, sind es heute vielleicht Kopfschmerzen, die ihn einen Hirntumor befürchten lassen. Organisch fehlt ihm nichts, so viel steht fest. Ist er deshalb nur ein "eingebildeter Kranker"?

Was auf den ersten Blick komisch anmuten mag, ist ein ernsthaftes Problem: Der Mann simuliert seine Beschwerden nicht, er hat sie tatsächlich. Und er hat massive Ängste - vor Krankheiten.

Sorge um die eigene Gesundheit kann zwar überlebenswichtig sein. Doch wer unter Hypochondrie, also Krankheitsängsten leidet, neigt dazu, jedes noch so kleine Zipperlein als Vorboten einer schrecklichen Erkrankung zu interpretieren. Er "katastrophisiert" sie, sagt Prof. Ute Habel von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie.

Behandelt wird die Störung mit einer kognitiven Verhaltenstherapie. Eine wichtige Rolle spielt die sogenannte kognitive Umstrukturierung. Die Patienten müssten zur Einsicht kommen, dass es ganz normale Körperreaktionen gibt, sagt Habel.

Zum andern sollen die Patienten lernen, Ängste auszuhalten beziehungsweise Dinge in Relation zu sehen. Dazu erstellt man mit ihnen zum Beispiel eine Pro- und Contra-Liste: "Was spricht dafür, was dagegen, dass ich krank bin?" So sollen dem Patienten "Fehlgewichtungen" sichtbar werden.