Millionen Diabetiker bekommen keine Teststreifen mehr

Berlin (dpa) - Rund drei Millionen Diabetiker bekommen Teststreifen zum Selbstmessen des Blutzuckers grundsätzlich nicht mehr auf Kosten der Krankenkassen. Das hat der Gemeinsame Bundesausschuss beschlossen.

Für die betroffenen Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 habe die Methode keine Vorteile, begründete das Gremium seinen Beschluss am Donnerstag (18.3.) in Berlin. Diabetiker, die Insulin per Spritze oder Pumpe nehmen, bekommen die Streifen gemäß der Entscheidung dieses Spitzengremiums im Gesundheitswesen weiter auf Kassenrezept.

Nur Patienten, die die Krankheit mit der Einnahme von Medikamenten in den Griff bekommen, sollen die Teststreifen demnach in der Regel nicht mehr verschrieben bekommen. Ein alle paar Wochen vom Arzt gemessener Wert zur längerfristigen Blutzuckereinstellung sei besser und reiche aus. Ausnahmen können Ärzte bei Patienten mit instabiler Stoffwechsellage machen. Es geht um einen Markt von insgesamt 900 Millionen Euro im Jahr allein bei den gesetzlichen Kassen. In den vergangenen Jahren hatten sich die Streifen rasant verbreitet. Das Bundesgesundheitsministerium kann den Beschluss noch beanstanden.

Die obersten Arzneimittelprüfer vom unabhängigen Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen hatten die sechs einschlägigen Studien zum Thema ausgewertet. Sie kamen zu dem Ergebnis, „dass sich ein Nutzen der Blutzuckerselbstkontrolle durch die verfügbaren Studien nicht belegen lässt“. Ein Sprecher des Krankenkassenverbands sagte: „Die Blut- und Urinzuckerselbsttestung nützt vor allem den Herstellern solcher Teststreifen.“ Der Deutsche Diabetiker Bund hatte angekündigt, Musterklagen gegen die Streichung der Streifen vom Kassenkatalog zu unterstützen.